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Woche 8: Zwischenstopp und Routencheck

In dieser Woche gibt es auf deiner Reise wieder einen Zwischenstopp und einen Ausblick auf deine weitere Route.

Zwischenstopp: Reflektier die letzten Wochen des Leadership-Lernpfads. Was hast du ausprobiert, welche Erfahrungen hast du gemacht? Was hast du über dich, deine Rolle und deine Organisation gelernt?

Ausblick: Überprüf deine Zielsetzung bezüglich deiner Führungsrolle. Wie hat sich dein Verständnis deiner Zielsetzung in den letzten Wochen verändert? Was bedeutet das für deine Ziele? Welche Schwerpunkte möchtest du für die letzten Wochen des Leadership-Lernpfads setzen?

Als Vorbereitung

  • Kata 8.1: Zweite Zwischenstopp

  • Kata 8.2: Bad in Anerkennung (wird durchgeführt im Weekly)

  • Wenn Du Lust hast, thematisch noch tiefer einzusteigen: Kata 8.3 (Deep dive Retrospektiven)

Im Weekly

  • Check-in (10 min)

Wenn deine Reise bis hierher in einem Zeitungsartikel verfasst, würde: Was wäre die Überschrift?

  • Austausch über Katas 8.1 (20 min)

  • Kata 8.2: Bad in Anerkennung (20 min)

  • Praktische Klärung für Woche 9 (5 min) In der Woche 9 werdet ihr euch gegenseitig bei Herausforderungen auf eurer Führungsreise helfen. Dafür braucht es allerdings etwas Zeit. Überlegt euch, ob ihr das Weekly für Woche 9 auf 90 min verlängern oder ob ihr euch darauf beschränken wollt, die Herausforderungen von nur 3 Teilnehmer:innen zu bearbeiten. Sowohl Hilfe bekommen als auch Hilfe geben ist lehrreich. Und oftmals habt ihr als Teilnehmer:innen ja auch ähnliche Herausforderungen.

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  • Wer mehr zu Retrospektiven als fester Bestandteil von lernenden Organisationen wissen will, der sollte seine Nase in die Kata 8.3 stecken.
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  • Check-out (5 min)

Unter welches Motto stellst du die verbleibenden Wochen deiner Leadershipreise?

Kata-Log

Kata 8.1: Zweite Zwischenstopp

Du hast dich in den letzten Wochen intensiv mit dir und deiner Führungsrolle auseinandergesetzt. Reflektier diesen Prozess anhand der folgenden Fragen:

Was hat sich bis hierhin für dich verändert?

Was hast du über dich, deine Rolle und deine Organisation erfahren?

Welche Methoden und Anregungen aus den letzten Wochen möchtest du weiterverfolgen und wie kannst du das tun?

Wie ist dein Fortschritt im Hinblick auf deine Ziele? Was gilt es in den nächsten Wochen für dich zu tun?

Kata 8.2: Bad in Anerkennung

Ihr seid jetzt schon einige Wochen gemeinsam auf dieser Reise und habt eure individuellen Rucksäcke mehr und mehr gefüllt. Dabei habt ihr euch auch untereinander besser kennengelernt. Es wird Zeit, das sichtbar(er) zu machen!

Eine Person der Gruppe dreht den Stuhl so, dass sie oder er mit dem Rücken zur Gruppe sitzt. Bei virtuellen Treffen schaltet die Person ihre Kamera und ihr Mikrofon aus. Die anderen Mitglieder sprechen 3-4 min lang über diese Person. Dabei dürfen sie nur anerkennende und positive Dinge erwähnen und nichts von dem Gesagten im Nachhinein entkräften.

Danach wechseln, so dass jedes Mitglied der Gruppe die Gelegenheit bekommt, in Anerkennung zu baden.

Hinweis für Alleinreisende:

Auch wenn du nicht in einer Lerngruppe unterwegs bist, kannst du dir Möglichkeiten suchen, diese Kata durchzuführen. Überlege dir, ob du diese Übung mit einem Team aus dem Arbeits- oder Hobbykontext durchführen möchtest. Du hast die Chance, dabei etwas Neues und Positives über dich zu erfahren, das dich vielleicht sogar überrascht, und gleichzeitig die Verbindungen in diesem Team zu stärken.

Diese Kata ist inspiriert von dieser Aktivität des Retromaten. https://retromat.org/de/?id=-34

Kata 8.3: Deep dive Retrospektiven (als Werkzeug für die lernende Organisation)

Wer sich schon einmal mit Scrum^13^ oder anderen agilen Arbeitsmethoden beschäftigt oder sogar schon in einem Scrum-Team mitgearbeitet hat, hat Retrospektiven bereits kennengelernt. Nicht umsonst sind Retrospektiven ein Herzstück des agilen Arbeitens. Hier kommt das Grundprinzip Überprüfen und Anpassen (inspect and adapt) voll zum Tragen. Und: Retrospektiven lassen sich auch unabhängig von Scrum in praktisch jedem anderen Kontext mit Gewinn anwenden.

Was sind nun wesentliche Faktoren, damit Retrospektiven auch wirklich effektiv sein können?

  • [Regelmäßigkeit statt Krisenmodus]{.underline}: Retrospektiven > sollten regelmäßig stattfinden, bei intensiv zusammenarbeitenden > Teams alle 1-4 Wochen. Das stellt sicher, dass sich Probleme nicht > zu lange ansammeln und sich entsprechende Emotionen nicht zu lange > aufstauen. Die Regelmäßigkeit ist außerdem ein sichtbares Zeichen > dafür, dass es gerade nicht um Krisenbewältigung geht, sondern > dass kontinuierliche Verbesserung das Ziel ist.

  • [Alle Sichtweisen statt Dominanz einzelner Personen]{.underline}: Oft erlebt man in Meetings, dass eine früh und nachdrücklich geäußerte Meinung, vielleicht sogar von einer Führungskraft oder Machtperson, die Richtung des Meetings und damit auch das Ergebnis nachhaltig beeinflusst. In einer Retrospektive ist das explizit nicht gewünscht. Hier möchte man die Stimmen aller Beteiligten hören, möglichst ohne, dass diese initial von anderen beeinflusst werden. Diversität der Meinungen ist wichtig, um die blinden Flecken zu reduzieren und zu guten Lösungen zu kommen. Daher wird durch die Moderation sichergestellt, dass erst alle Sichtweisen gehört und gesehen werden, bevor das Team zu gemeinsamen Entscheidungen und nächsten Schritten kommt.

  • [Lösungsorientierung statt Schuldzuweisung]{.underline}: > Retrospektiven haben immer einen lösungsorientierten Ansatz und > sind keine Instrumente, um nach Schuldigen zu suchen. Je nach > kultureller Prägung der Teammitglieder ist von der Moderation hier > eine gewisse Kompetenz gefragt, um diesen Fokus zu halten. In > diesem Zusammenhang verweisen wir auf die sog. Prime Directive > (siehe unten).

  • [Konkrete kleine Schritte statt (zu) großer Lösungsideen]{.underline}: Bei jeder Retrospektive werden sehr konkrete Aktivitäten vereinbart, die für das Team einen positiven Effekt haben. Dabei liegt der Fokus vor allem auf der Umsetzbarkeit. Bei jeder Retrospektive nur kleine Schritte zu vereinbaren und umzusetzen, ist sehr viel tragfähiger als große Lösungen, die dann eventuell nicht realisiert werden (können). Die Regelmäßigkeit von Retrospektiven erlaubt auch explizit experimentelle Ansätze: Es werden kleine Maßnahmen für wenige Wochen ausprobiert, von denen sich die Teammitglieder Verbesserungen versprechen. Wenn diese den gewünschten Effekt haben, behält das Team sie bei, ansonsten wird etwas anderes probiert. Das nimmt allen Beteiligten auch den Druck, vorab die „richtige" Lösung finden zu müssen - was in vielen Fällen weder nötig noch hilfreich ist.

Prime Directive

Die sog. Prime Directive geht zurück auf Norman Kerth, der sie als eine Basis für Retrospektiven betrachtet. Sie lautet:

„Regardless of what we discover, we understand and truly believe that everyone did the best job they could, given what they knew at the time, their skills and abilities, the resources available, and the situation at hand."

Zu Deutsch:

„Unabhängig davon, was wir entdecken werden, verstehen und glauben wir aufrichtig, dass jede Person in der gegebenen Situation ihr Bestes getan hat auf Grundlage ihres zur Verfügung stehenden Wissens, ihrer Ressourcen und ihrer individuellen Fähigkeiten."

Retrospektiven sind manchmal emotional oder führen zu besonderen Durchbrüchen, fühlen sich in den meisten Fällen aber eher unspektakulär an -- und das ist auch gut so. Schließlich geht es darum, die kontinuierliche Verbesserung und Veränderungsfähigkeit zu verankern. Wichtig bei der Durchführung einer Retrospektive ist in jedem Fall eine gute und vor allem unabhängige Moderation. Bewährt hat sich für die Moderation das von Esther Derby und Diana Larsen entwickelte 5-Phasen-Modell für Retrospektiven.

(Textauszug mit Genehmigung der Autorin aus: Schröder, Dörte: Change Management in Projekten: Komplexität gemeinsam bewältigen, in: Andreas Klein (Hrsg.), Projektcontrolling mit agilen Instrumenten, 1. Auflage, Freiburg 2021, S. 212-214)

Das 5-Phasen-Modell ist u. a. hier [https://finding-marbles.com/retr-o-mat/was-ist-eine-agile-retrospektive/]{.underline} kurz erklärt, außerdem enthält der Retromat [https://retromat.org/de/]{.underline} viele Moderationsideen für die jeweiligen Phasen.

Überleg dir, wie und in welcher Form du Retrospektiven in deiner Organisation oder deinem Team anwenden möchtest. Welche Vorteile erhoffst du dir? Wie kannst du die Einführung von Retrospektiven am sinnvollsten gestalten? Wenn du schon an Retrospektiven beteiligt bist als Teilnehmer:in oder Moderator:in: Welche Ansätze siehst du, um die Qualität der Retrospektiven weiter zu verbessern?

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