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Thomas Jenewein - Von Wissenslücken zu Veränderungserfolg – Wie Change Management Wissen und Emotionen verbindet

Thomas Jenewein: Von Wissenslücken zu Veränderungserfolg – Wie Change Management Wissen und Emotionen verbindet

Change Management minimiert Risiken und Widerstände, fördert die Akzeptanz bei den Mitarbeitern und stellt sicher, dass Veränderungen nachhaltig und erfolgreich umgesetzt werden können. Wir schauen auf die wesentlichen Praktiken anhand des neuen lernOS Leitfadens.

In diesem Vortrag stellt Thomas einen praxisorientierten Ansatz für erfolgreiches Change Management vor, der sich auf den Zusammenhang zwischen Emotionen und Wissenslücken konzentriert. Er präsentiert zehn fundamentale "Gebote" für effektives Change Management, die von der Schaffung von Dringlichkeit und Klarheit bis hin zur agilen und iterativen Herangehensweise reichen. Der Vortrag betont besonders die Bedeutung emotionaler Aspekte in Veränderungsprozessen und schließt mit einem Aufruf zur Teilnahme am LernOS Leitfaden Change Management.

Der Vortrag folgt einer klaren, strukturierten Gliederung in drei Hauptteilen:

  1. Einführung und Relevanz: Warum Change Management aktuell wichtiger denn je ist
  2. Hauptteil: Vorstellung der zehn Gebote für gutes Change Management
  3. Abschluss: Handlungsaufruf zur Teilnahme am LernOS Leitfaden

Die Relevanz von Change Management in der heutigen Zeit

Thomas beginnt seinen Vortrag mit einer fundierten Analyse der aktuellen Situation: "Warum überhaupt Change Management? ist eigentlich nichts Neues. Also gibt es, glaube ich, schon seit vielen Jahren, früher hieß es auch ein bisschen anders, Organisationsentwicklung." Er stellt jedoch klar, dass die Dringlichkeit in der heutigen Zeit durch verschiedene Faktoren erheblich zugenommen hat.

Die zentralen Herausforderungen, die Change Management notwendig machen, umfassen:

  • Makrostressoren: Kriege, Umwelt- und Klimawandel schaffen ein Umfeld permanenter Unsicherheit
  • Technologische Disruption: Besonders KI wird als "super disruptiv" bezeichnet, wobei oft unklar ist, "was passiert jetzt überhaupt mit unseren Aufgaben, mit unseren Jobs?"
  • Psychische Belastungen: Zunehmende Ängste und Burnouts als Folge der Veränderungsgeschwindigkeit
  • Organisationale Veränderungen: "Viele Veränderungen in Firmen. Also das nimmt eigentlich überall zu"

Thomas betont, dass Change Management, "wenn es richtig gemacht wird, helfen" kann, diese Herausforderungen zu bewältigen.

Die zehn Gebote für gutes Change Management

Erstes Gebot: Dringlichkeit und Klarheit erzeugen

Das fundamentale erste Gebot lautet: "Du sollst Dringlichkeit und Klarheit erzeugen, also sprich kläre Visionen, Ziele und das Warum." Thomas unterstreicht die Bedeutung eines klaren Rahmens, der den Beteiligten Orientierung gibt. Dies umfasst:

  • Klare Visionen formulieren
  • Eindeutige Ziele definieren
  • Das "Warum" der Veränderung transparent machen
  • Einen strukturierten Rahmen bieten

Zweites Gebot: Rollen klären

"Du sollst Rollen klären, also Stakeholder identifizieren, analysieren und auch entsprechend einbinden." Dieses Gebot betont die systematische Herangehensweise an das Stakeholder-Management:

  • Stakeholder identifizieren und analysieren
  • Manager als wichtige Stakeholdergruppe berücksichtigen
  • Weitere relevante Gruppen wie Betriebsräte einbeziehen
  • Entsprechende Einbindungsstrategien entwickeln

Drittes Gebot: Emotionen ernst nehmen

Ein besonders wichtiger Aspekt, der "oft total unterschlagen" wird: "Wir ticken einfach emotional, wir Menschen. Wir entscheiden aufgrund von Emotionen." Thomas hebt hervor:

  • Emotionen müssen absolut ernst genommen werden
  • Emotionen können versachlicht, aber nicht ignoriert werden
  • Widerstände sind "der einen Geschenk" und oft "der Schlüssel"
  • Verstehen, erkennen und adressieren von emotionalen Reaktionen ist entscheidend

Viertes Gebot: Klar und transparent kommunizieren

"Du sollst klar, transparent, adressatengerecht kommunizieren." Thomas betont die Qualität der Kommunikation und macht eine wichtige Unterscheidung:

  • Dialogformate sind "super hilfreich"
  • "E-Mails sind keine Kommunikation, das ist meistens nur Top-Down"
  • E-Mails sind nur Informationen ohne Einbindung
  • Adressatengerechte Kommunikation ist essentiell

Fünftes Gebot: Wissenslücken systematisch schließen

Als zentrales Thema der Veranstaltung formuliert Thomas: "Wissenslücken, klar, hier ein großes Thema die Tage. Die sollst du systematisch schließen." Der Ansatz umfasst:

  • Nicht nur formelle Wissensvermittlung
  • Austausch und kollaborative Ansätze
  • Konkretes Tun als Lernmethode
  • Systematische Herangehensweise

Sechstes Gebot: Communities und Netzwerke nutzen

"Du sollst Communities nutzen und Netzwerke fördern" - dieses Gebot zielt auf Skalierung und Multiplikation:

  • Change Agents als Katalysatoren
  • Multiplikatoren für die Verbreitung
  • Early Adopter als Vorbilder
  • Schnelle Skalierung ermöglichen
  • Lernen und Kommunizieren in Netzwerken

Siebtes Gebot: Kontinuierlich messen und analysieren

Thomas betont die Bedeutung des "datengestützten Ansatzes": "Du sollst kontinuierlich messen und analysieren." Die Messung sollte verschiedene Kriterien umfassen:

  • Awareness (Bewusstsein)
  • Akzeptanz
  • Enablement (Befähigung)
  • Empowerment (Ermächtigung)
  • Adoption (Übernahme)
  • Commitment (Engagement)

Das Ziel ist es, "immer so den Puls fühlen, wo man steht, wie sich die Leute fühlen", um nicht "im Blindflug" zu sein.

Achtes Gebot: System- und Organisationsebene mitdenken

"Du sollst die Adaption und Transformation von Aufgaben und Jobs und der Organisation mitdenken." Thomas warnt vor Individualisierung:

  • Veränderungen werden oft fälschlicherweise individualisiert
  • "Wenn ich nichts am System mache, dann ist es meistens nicht nachhaltig"
  • Fokus nicht nur auf Mindset oder Individuen
  • Systemische Veränderungen sind notwendig

Neuntes Gebot: Kultur berücksichtigen und weiterentwickeln

Ein kurz erwähntes, aber wichtiges Gebot: "Die Kultur zu berücksichtigen und weiterzuentwickeln." Kultur als fundamentaler Baustein erfolgreicher Transformation.

Zehntes Gebot: Flexibilität und Agilität

Das paradoxe letzte Gebot: "Es gibt eigentlich keine Gebote." Thomas warnt vor starrer Anwendung:

  • Nicht blind nach Checklisten vorgehen
  • Sich nicht an fixe Modelle halten
  • Agil und iterativ vorgehen
  • Emergenz und Selbstorganisation berücksichtigen
  • Auch in Veränderungsprojekten flexible Ansätze wählen

Handlungsempfehlungen und Call to Actions

Thomas schließt seinen Vortrag mit einem konkreten Handlungsaufruf: "Genau, wenn ihr Lust habt, könnt ihr mitmachen." Er lädt zur Teilnahme am LernOS Leitfaden Change Management ein, der seine Gebote als Grundlage hat.

Die spezifischen Handlungsempfehlungen umfassen:

  • Teilnahme am LernOS Leitfaden: "Die Gebote orientieren sich am LernOS Leitfaden Change Management. Der ist endlich online."
  • Aktive Mitgestaltung: "Danke für alle, die mitgeholfen haben" - ein Aufruf zur weiteren Beteiligung
  • Learning Circle Experience: "Wir machen eine Learning Circle Experience" - eine konkrete Lernformat-Empfehlung
  • Praktische Umsetzung: Der Verweis auf verfügbare Links für die direkte Teilnahme

Fazit und Ausblick

Thomas' Vortrag zeichnet sich durch eine pragmatische Herangehensweise an Change Management aus, die sowohl bewährte Prinzipien als auch moderne, agile Ansätze integriert. Besonders hervorzuheben ist die Betonung der emotionalen Komponente in Veränderungsprozessen, die oft vernachlässigt wird, aber entscheidend für den Erfolg ist.

Die zehn Gebote bieten einen strukturierten, aber flexiblen Rahmen für Change Management, der von der strategischen Ebene (Dringlichkeit und Klarheit) bis zur operativen Umsetzung (kontinuierliche Messung) alle relevanten Aspekte abdeckt. Die Betonung von Wissenslücken als systematisch zu schließende Herausforderung unterstreicht die Relevanz für wissensintensive Organisationen.

Der paradoxe Charakter des letzten Gebots - dass es keine starren Gebote geben sollte - spiegelt die moderne Auffassung von Change Management als adaptive, kontextspezifische Disziplin wider. Dies macht den Ansatz besonders wertvoll für Organisationen, die in einem sich schnell wandelnden Umfeld agieren müssen.

Die Verknüpfung mit dem LernOS Leitfaden bietet den Zuhörern eine konkrete Möglichkeit, die vorgestellten Konzepte in der Praxis anzuwenden und weiterzuentwickeln. Dies unterstreicht den kollaborativen und kontinuierlichen Lernansatz, der für erfolgreiches Change Management in der heutigen Zeit unerlässlich ist.