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Dajana Prellwitz - Wissenslücken füllt man nicht mit Tools – Wissensmanagement neu gedacht bei NETZSCH

Dajana Prellwitz: Wissenslücken füllt man nicht mit Tools – Wissensmanagement neu gedacht bei NETZSCH

Wie gelingt es, Wissenslücken in einem internationalen Industrieunternehmen systematisch zu schließen – und dabei nicht nur Tools, sondern vor allem Kultur zu verändern? In diesem Lightning Talk gibt Dajana Prellwitz Einblicke in das Strategieprojekt „Knowledge Culture“ der NETZSCH-Gruppe – mit Blick auf die Roadmap, erste Umsetzungsschritte und die Herausforderungen auf dem Weg zu einer gelebten Wissenskultur.

Der Vortrag von Dajana behandelt die Herausforderungen eines traditionellen Unternehmens beim Aufbau eines strategischen Wissensmanagements. Sie beschreibt, wie ihr 150 Jahre altes Unternehmen mit einer alternden Belegschaft vor der Aufgabe steht, Wissen zu bewahren und zu vernetzen. Dabei betont sie, dass Wissensmanagement weit über IT-Tools hinausgeht und eine ganzheitliche Herangehensweise erfordert, die Kultur, Führung und Prozesse umfasst. Trotz guter Voraussetzungen kämpft das Unternehmen damit, aus einzelnen Maßnahmen eine nachhaltige Bewegung zu entwickeln.

Gliederung und Aufbau des Vortrags

Der Vortrag gliedert sich in folgende Hauptbereiche:

  • Ausgangssituation und Problemstellung (alternde Belegschaft)
  • Erkenntnisprozess zum ganzheitlichen Wissensmanagement
  • Strategische Projektansätze und Dimensionen
  • Aktueller Status und Roadmap
  • Herausforderungen und Hindernisse
  • Komplexität der Unternehmensstruktur
  • Aufruf zum Erfahrungsaustausch

Wissensmanagement ist mehr als nur IT-Tools

Eine der zentralen Botschaften des Vortrags ist die Erkenntnis, dass Wissensmanagement nicht auf technische Lösungen reduziert werden kann:

"Häufiger, wenn wir Wissensmanagement sagen, dann denken viele an ein Tool. Irgendein IT-Tool, das löst dann all unsere Probleme, wir dokumentieren das und damit ist der Job dann."

Das Projektteam stellte schnell fest, dass diese Herangehensweise zu kurz greift. Dajana erklärt: "das wird es nicht alleine lösen, sondern es geht wirklich darum, die richtigen Leute zusammenzubringen, dass die Expertinnen bei uns im Unternehmen sich vernetzen und einfach an neuen Ideen arbeiten."

Diese Erkenntnis führte zu einem Paradigmenwechsel im Unternehmen. Anstatt sich ausschließlich auf technische Lösungen zu fokussieren, wurde ein ganzheitlicher Ansatz entwickelt, der verschiedene Dimensionen des Wissensmanagements berücksichtigt. Die Betonung liegt auf der Vernetzung von Expertinnen und der gemeinsamen Entwicklung neuer Ideen, da das Unternehmen von Innovation lebt.

Strategischer Projektansatz mit vier Dimensionen

Das Unternehmen entwickelte 2023 ein strategisches Projekt, das vier wesentliche Dimensionen umfasst:

  • Culture und Leadership: Die Unternehmenskultur und Führung spielen eine zentrale Rolle
  • Prozesse: Etablierung von Unternehmensprozessen, die Wissenstransfer unterstützen
  • Technologie: IT-Tools und KI-Anwendungen als wichtige Enabler
  • Content: Verwaltung und Strukturierung der Wissensinhalte

Dajana betont besonders die Bedeutung der kulturellen Dimension: "auch das Thema Culture und Leadership. ein ganz wichtiger Punkt, die Leute auch zu befähigen, ihr Wissen überhaupt weiterzugeben, Prozesse im Unternehmen zu etablieren, die das unterstützen."

Die Technologie wird nicht vernachlässigt, aber in den richtigen Kontext eingeordnet: "Technologie ist natürlich trotzdem auch ein wichtiger Punkt, also auch KI ist bei uns ein riesen Hype gerade und auch das Thema Content dürfen wir natürlich nicht vernachlässigen."

Fortschritte und aktuelle Roadmap

Das Unternehmen kann bereits auf erste Erfolge verweisen. Dajana erklärt: "alles was zu grün ist, da sind wir eigentlich schon gut auf dem Weg, haben Themen auch abgeschlossen und haben gerade auch für das nächste Geschäftsjahr bei uns jetzt uns eine Roadmap gegeben, mit was wir uns jetzt weiterhin fokussiert im nächsten zwölf Monaten auseinandersetzen wollen."

Die Roadmap zeigt eine strukturierte Herangehensweise mit klaren Prioritäten für die kommenden zwölf Monate. Gleichzeitig werden einige Themen gestrichelt dargestellt, was auf Herausforderungen oder noch offene Fragen hindeutet. Diese ehrliche Darstellung des Projektstatus zeigt die Komplexität von Wissensmanagement-Initiativen in großen Organisationen.

Die Herausforderung der nachhaltigen Bewegung

Trotz optimaler Voraussetzungen steht das Unternehmen vor einer zentralen Herausforderung. Dajana beschreibt die paradoxe Situation: "obwohl wir sehr gute Voraussetzungen haben, wir haben einen Sponsor im Topmanagement, also einer unserer Geschäftsführer der Gesellschaft, der ist Sponsor für das Projekt. Wir haben Budget. Das ganze Thema ist in unserer Strategie verankert"

Dennoch gelingt es nicht, die gewünschte Dynamik zu erzeugen: "trotzdem ist es für uns oft gefühlt so, wir machen bestimmte Maßnahmen und es ist dann wie so ein Stein, der uns fällt. Gläht schon Wellen, aber irgendwann ebbt es dann wieder ab."

Diese Metaphor des Steins, der ins Wasser fällt, verdeutlicht das Problem vieler Wissensmanagement-Initiativen: Einzelmaßnahmen erzeugen kurzfristige Aufmerksamkeit, aber keine nachhaltige Veränderung. Das Unternehmen sucht nach dem Übergang von isolierten Aktivitäten zu einer selbsttragenden Bewegung: "wir haben diesen Schritt zu einer, ich nenne es mal Bewegung. also dass wirklich an vielen Stellen Wissensmanagement bei uns im Unternehmen stattfindet, bisher nicht geschafft"

Komplexität der Unternehmensstruktur als Hindernis

Ein weiterer erschwerender Faktor ist die gewachsene Komplexität des 150 Jahre alten Unternehmens:

"wir sind ein sehr kompliziertes Unternehmen, würde ich sagen. Also wir haben drei Geschäftsbereiche, die haben alle sehr unterschiedliche IT-Landschaften teilweise. Das Unternehmen ist vor ein paar Jahren 150 Jahre alt geworden. Also wir haben auch eine wahnsinnige Historie"

Diese historisch gewachsene Struktur mit unterschiedlichen IT-Landschaften in drei Geschäftsbereichen erschwert die Implementierung einheitlicher Wissensmanagement-Lösungen erheblich. Die lange Unternehmensgeschichte bringt sowohl wertvolles Wissen als auch gewachsene Komplexität mit sich.

Das Problem der einen Plattform

Eine besondere Herausforderung stellt der Wunsch nach einer einheitlichen Lösung dar. Dajana berichtet: "wenn wir Leute bei uns fragen, was wollt ihr denn eigentlich oder was erwartet ihr euch vom Business Management, dann kommt immer, wir wollen die eine Plattform, wo ich alles finde"

Dieser Wunsch nach "diesen einen Go-To-Place zu schaffen, wo jeder das findet, was er sucht" gestaltet sich aufgrund der Unternehmenskomplexität als "beliebig schwierig". Die Erwartung einer Universallösung steht im Spannungsfeld zur gewachsenen, heterogenen IT-Landschaft des Unternehmens.

Aufruf zum Erfahrungsaustausch und Lernen

Der Vortrag schließt mit einem klaren Aufruf zum Erfahrungsaustausch. Dajana formuliert konkrete Bitten um Unterstützung:

"da würden wir uns sehr über einen Austausch freuen. Vielleicht sind andere Unternehmen da weiter, haben da Ideen, weil wir da so ein bisschen momentan hängen."

Sie spezifiziert diesen Wunsch weiter: "wenn da jemand Ideen hat, wie man das tatsächlich erreichen kann für alle so diesen einen Go-To-Place zu schaffen" und lädt explizin zum Dialog ein: "würden wir uns da sehr freuen, im Austausch heute Abend oder auch gern morgen, da über Lösungen zu sprechen und uns da an dem Projekt auch weiterzubringen und davon euch zu lernen, wenn ihr da schon weiter seid."

Handlungsempfehlungen und Aufrufe

Der Vortrag enthält mehrere implizite und explizite Handlungsempfehlungen:

  • Ganzheitlicher Ansatz: Wissensmanagement sollte nicht auf IT-Tools reduziert werden, sondern Kultur, Führung, Prozesse und Technologie gleichermaßen berücksichtigen
  • Vernetzung fördern: Der Fokus sollte darauf liegen, "die richtigen Leute zusammenzubringen" und Expertinnen zu vernetzen
  • Befähigung der Mitarbeiter: Es ist wichtig, "die Leute auch zu befähigen, ihr Wissen überhaupt weiterzugeben"
  • Prozessintegration: Unternehmensprozesse sollten etabliert werden, die Wissenstransfer aktiv unterstützen
  • Von Maßnahmen zu Bewegungen: Der Übergang von einzelnen Aktivitäten zu einer nachhaltigen, selbsttragenden Wissensmanagement-Bewegung ist entscheidend

Explizite Aufrufe zum Handeln

Dajana richtet konkrete Bitten an die Zuhörerschaft:

  • Erfahrungsaustausch: Teilnahme am Austausch über Lösungsansätze und Best Practices
  • Ideenaustausch: Teilen von Erfahrungen zur Schaffung einer einheitlichen Wissensplattform
  • Gemeinsames Lernen: Bereitschaft zum gegenseitigen Lernen von Unternehmen, die bereits weiter fortgeschritten sind
  • Netzwerkbildung: Aufbau von Kontakten für kontinuierlichen Erfahrungsaustausch über die Veranstaltung hinaus

Der Vortrag zeigt exemplarisch die Herausforderungen traditioneller Unternehmen beim Wissensmanagement auf und macht deutlich, dass trotz optimaler Rahmenbedingungen der Übergang zu einer lebendigen Wissenskultur eine der schwierigsten Aufgaben darstellt. Die Offenheit, mit der Dajana sowohl Erfolge als auch Hindernisse thematisiert, schafft eine authentische Grundlage für den gewünschten Erfahrungsaustausch.