Sven Semet - Wie wichtig sind digitale Assistenten für die Zukunft von Learning & Development?
Sven Semet: Wie wichtig sind digitale Assistenten für die Zukunft von Learning & Development?
Microlearning, On-The-Job-Learning, Chatbots, Schritt-für-Schritt-Anleitungen, uva. Aktionen sind für die Wissensvermittlung mehr und mehr wichtig. SAP kauft WalkMe und wird den Digitalen Assistenten zum Standard weiterentwickeln. Wie wichtig sind Digitale Assistenten aus eurer Erfahrung? Was müssen diese Tools leisten können sowohl aus Sicht der Learning Experts als auch für den/die Endbenutzer:in?
Der Vortrag behandelt die zunehmende Bedeutung digitaler Assistenten in der Arbeitswelt und deren Auswirkungen auf Learning & Development. Der Referent führt durch eine interaktive Diskussion über bereits existierende digitale Assistenten (vom Waschzettel bis zum Navigationssystem) und zeigt auf, wie diese Technologien Vergessenslücken schließen, Entscheidungsfindung beschleunigen und die Arbeitseffizienz steigern können. Dabei werden sowohl die Potenziale als auch die ethischen Herausforderungen dieser Entwicklung beleuchtet.
Einleitung und Kontext
- Vorstellung der Think Tank Learning and Friends Gruppe
- Studienergebnisse zu KI-Einsatz und erwartetem Nutzen
- Definition und Abgrenzung digitaler Assistenten
Praktische Beispiele digitaler Assistenten
- Alltägliche Assistenten: Waschzettel und Navigationssysteme
- Automotive Entwicklungen: Head-up-Displays und Augmented Reality
- Geschäftsanwendungen: Salesforce und SAP-Integration
- Medizinische Anwendungen: Krankenhaus-Assistenten
Interaktive Diskussion
- Ethische Fragestellungen
- Entscheidungsfindung und menschliche Verantwortung
- Praktische Erfahrungen der Teilnehmer
- Zukunftsperspektiven und Herausforderungen
Kernaussagen
Digitale Assistenten sind bereits allgegenwärtig
"Einen digitalen Assistenten nutzen wir alle, das ist das Navi. Ich glaube, keiner fährt mehr ohne Navi große Strecken oder unbekannte Strecken und die entwickeln sich ja auch rasant entsprechend weiter."
Der Referent verdeutlicht, dass digitale Assistenten keine Zukunftstechnologie sind, sondern bereits heute selbstverständlich genutzt werden. Das Navigationssystem dient als Paradebeispiel für einen erfolgreichen digitalen Assistenten, der: - Immer verfügbar ist - Eindeutige Informationen liefert - Unauffällig im Hintergrund arbeitet - Kontinuierlich weiterentwickelt wird
Adressierung der 30-Prozent-Regel
"30 Prozent der Arbeitszeit geht oft verloren, weil wir nach Informationen suchen. Diese 30 Prozent adressieren wir ja mit den digitalen Assistenten an der Stelle beziehungsweise noch besser wird es sein, tatsächlich wie eine digitale Assistent, das Next Best Action."
Digitale Assistenten lösen ein fundamentales Problem der modernen Arbeitswelt: - Reduzierung der Zeit für Informationssuche - Proaktive Bereitstellung relevanter Informationen - Empfehlung der nächsten sinnvollen Handlungsschritte - Optimierung von Arbeitsabläufen
Funktionen digitaler Assistenten in der Praxis
Der Vortrag zeigt konkrete Anwendungsbeispiele auf: - Salesforce-Integration: Schritt-für-Schritt-Anleitungen als intelligente Schicht - SAP-Systeme: Automatische Currency-Conversion ohne Drittapplikationen - Validierung: Erkennung doppelter E-Mail-Adressen mit Lösungsvorschlägen - Medizinische Anwendungen: Überwachung von Medikamentengabe in 80 Krankenhäusern
Lernunterstützung am Arbeitsplatz
"So ein digitaler Assistent kann natürlich auch mal kurz eine Lerneinheit einspielen. So typischerweise eine Garantieabwicklung oder ein Beschwerdemanagement macht man nicht täglich oder eine internationale Reisekostenabrechnung."
Digitale Assistenten ermöglichen: - Learning on the Job durch Microlearning-Einheiten - Kontextbezogene Wissensvermittlung - Unterstützung bei seltenen Prozessen - Kontinuierliche Kompetenzentwicklung
Ethische Herausforderungen und Entscheidungsfindung
"Wer entscheidet, dass jetzt für den Harald Schirmer jetzt gerade die next best action wäre, steh auf und kühl deinen Fuß oder bleib hier, hör zu oder wer entscheidet als Organisation, deine Next Best Action ist, du arbeitest bitte noch bis um elf, weil dann machst du Promotion oder Karriere."
Die Diskussion offenbart zentrale ethische Fragen: - Wer definiert die "beste" Handlung? - Interessenskonflikte zwischen Individuum, Unternehmen und Gesellschaft - Gefahr der Manipulation durch algorithmusbasierte Empfehlungen - Notwendigkeit transparenter Entscheidungskriterien
Komplexität versus Vereinfachung
"Wir leben in einer Natur. Die Natur ist divers und komplex. Wir sind Teil der Natur. Wir sind komplex. Das heißt, es gibt auf nichts auf diesem Planeten eine eindeutige Antwort, sondern die hängt immer davon ab, aus welcher Perspektive ich die ausschaue."
Ein Teilnehmer betont die Wichtigkeit: - Komplexität als Normalzustand zu akzeptieren - Verschiedene Perspektiven zu berücksichtigen - KI als Berater, nicht als Entscheider zu nutzen - Menschliche Entscheidungsfähigkeit zu bewahren
Regulierung und Standards
"Der EU-AI-Act schreibt das tatsächlich ja auch vor. Und das ist auch eine spannende Frage, ob das in euren Unternehmen auch schon ein Thema war. Wir brauchen ja zukünftig, da hat sich jetzt so ein Begriff geprägt, einen KI-Führerschein."
Rechtliche und ethische Rahmenbedingungen: - EU-AI-Act als regulatorischer Rahmen - KI-Führerschein als Ausbildungsanforderung - Ethik als verpflichtender Ausbildungsbestandteil - Vergleich mit Datenschutz- und Erste-Hilfe-Ausbildung
Wahrscheinlichkeitsbasierte Entscheidungen
"Ich glaube, das wäre eine wichtige zusätzliche Information, dass mir meine KI sagt, wie wahrscheinlich ist denn das die richtige Antwort?"
Transparenz in KI-Systemen durch: - Angabe von Wahrscheinlichkeitswerten - Quellenangaben bei Empfehlungen - Nachvollziehbare Entscheidungswege - Kritische Bewertung der Zuverlässigkeit
Medizinische Anwendungen und Grenzen
"300 neue medizinische Erkenntnisse täglich. 300 neue medizinische Erkenntnisse täglich. Kein Arzt kann diese Daten verarbeiten. Die KI kann es ganz easy."
Potenziale und Herausforderungen im Gesundheitswesen: - Überforderung durch Informationsflut - KI als Unterstützung bei der Datenverarbeitung - Gefahr der unkritischen Übernahme von Empfehlungen - Notwendigkeit menschlicher Expertise und Empathie
Handlungsempfehlungen
Für Unternehmen und Führungskräfte
- KI-Ausbildung implementieren: Vorbereitung auf den verpflichtenden KI-Führerschein mit Fokus auf ethische Aspekte
- Spezifische Assistenten entwickeln: Konzentration auf konkrete Anwendungsfälle statt universeller Lösungen
- Transparenz schaffen: Offenlegung der Entscheidungskriterien und Algorithmen
- Human-in-the-Loop-Konzepte: Sicherstellung menschlicher Kontrolle bei kritischen Entscheidungen
Für Individuen
- Kritisches Denken bewahren: "Wer jetzt noch nicht kritisch denkt, für den ist das Ausgabemedium egal, ob sie KI ist oder die Führungskraft"
- Eigene Assistenten verstehen: Aufbau eigener KI-Agenten zum besseren Verständnis der Technologie
- Entscheidungskompetenz entwickeln: Unterscheidung zwischen Wahlmöglichkeiten und bewussten Entscheidungen
- Stimmigkeit kultivieren: "Der Mensch sollte lernen, seine Stimmigkeit zu erfüllen und zu unterscheiden"
Für die Gesellschaft
- Ethikstandards entwickeln: Schaffung gesellschaftlicher Normen für KI-Anwendungen
- Diversität fördern: Vermeidung von Diskriminierung durch algorithmusbasierte Entscheidungen
- Komplexität akzeptieren: Anerkennung der Vielschichtigkeit realer Probleme
- Regulierung vorantreiben: Unterstützung von Initiativen wie dem EU-AI-Act
Für Learning & Development
- Microlearning integrieren: Nutzung digitaler Assistenten für kontextbezogene Lerneinheiten
- Kontinuierliche Weiterbildung: Anpassung an sich schnell verändernde Technologien
- Ethische Kompetenz vermitteln: Integration von KI-Ethik in Bildungsprogramme
- Menschliche Fähigkeiten stärken: Fokus auf Empathie, Kreativität und kritisches Denken
Der Vortrag macht deutlich, dass digitale Assistenten eine unvermeidliche Entwicklung darstellen, die sowohl große Chancen als auch erhebliche Risiken birgt. Der Schlüssel liegt in der bewussten Gestaltung dieser Technologien unter Berücksichtigung ethischer Prinzipien und der Bewahrung menschlicher Entscheidungsautonomie.