Magnus Rode, Daniel Prial - The Human & Artificial Intelligence Gap – Impact der KI auf die (digitale) Zusammenarbeit
Magnus Rode, Daniel Prial: The Human & Artificial Intelligence Gap – Impact der KI auf die (digitale) Zusammenarbeit
In dieser Session diskutieren wir, ob Künstliche Intelligenz (KI) uns dabei hilft, besser (digital) zusammenzuarbeiten, oder ob sie uns menschlich weiter auseinanderbringt. Ein zentrales Thema ist die Eigenverantwortung: Wie gehen wir damit um?
Die Session "The Human and Artificial Intelligence Gap" des Leitfaden-Teams für digitale Zusammenarbeit untersuchte die zentrale Frage, ob Künstliche Intelligenz die digitale Zusammenarbeit verbessert oder verschlechtert. In einem hybriden Format diskutierten Teilnehmer vor Ort und online sowohl die Chancen als auch die Risiken von KI-Tools in der Zusammenarbeit. Dabei kristallisierten sich wichtige Erkenntnisse über die Notwendigkeit bewusster Regeln, ethischer Überlegungen und der Balance zwischen menschlicher und künstlicher Intelligenz heraus.
Der Beitrag gliederte sich in folgende Hauptabschnitte:
- Einführung und Vorstellung des Leitfadens für digitale Zusammenarbeit Version 2.0
- Problemstellung: Bringt KI uns näher zusammen oder weiter auseinander?
- Praktisches Beispiel der Live-Übersetzung zwischen den Moderatoren
- Gruppenarbeit in hybrider Form (online und vor Ort)
- Pro- und Contra-Sammlung zu KI in der digitalen Zusammenarbeit
- Diskussion über Lösungsansätze und Überbrückung der Lücken
- Zusammenfassung und Handlungsempfehlungen
Pro-Argumente für KI in der digitalen Zusammenarbeit
Simultanübersetzung und Kommunikationsbarrieren
Ein zentraler Vorteil von KI liegt in der Überwindung von Sprachbarrieren. Wie ein Teilnehmer betonte: "Simultanübersetzung. Kommunikation ist keine Hürde mehr. Bei den ganzen Sprachen, 194 Länder, das ist natürlich was Tolles." Die Technologie ermöglicht es, internationale Teams effektiver zusammenarbeiten zu lassen, ohne dass Sprachkenntnisse zum limitierenden Faktor werden.
Fokussierung auf Diskussionen durch automatische Protokollierung
KI-Tools können die Aufmerksamkeit der Teilnehmer erhöhen, indem sie administrative Aufgaben übernehmen. Ein Diskutant erklärte: "Wenn sich die KI um das Protokoll kümmert, kann ich mich voll und ganz auf die Diskussion fokussieren und verpasse nichts, weil ich mir gerade Notizen mache." Dies verhindert die häufige Situation, in der Teilnehmer wichtige Diskussionspunkte verpassen, weil sie mit dem Mitschreiben beschäftigt sind.
Erweiterte Informationszugänglichkeit
KI revolutioniert den Zugang zu Informationen während der Zusammenarbeit. Wie beschrieben wurde: "KI findet mir gerade alle Informationen, was ich brauche, auch. Es ist Information Age mal zwei und sowas von cool ist. Alle interne Ressourcen, alle externe Quellen, alles steht mir sofort zur Verfügung." Diese sofortige Verfügbarkeit von Informationen kann Entscheidungsprozesse beschleunigen und fundierter gestalten.
Kompetenzentwicklung und Lernunterstützung
KI fungiert als persönlicher Tutor und erweitert die Fähigkeiten der Nutzer. Ein Teilnehmer berichtete: "KI hilft mir zu lernen, erweitert meine Kenntnisse, zeigt mir neue Ideen, gibt mir neue Fähigkeiten. Ich bin zum Beispiel gar kein Excel-Profi. Ein Spreadsheet ist mir ein Albtraum. Aber jetzt kann ich echt Formeln schreiben und viel mehr machen, als was ich vorher machen könnte."
Contra-Argumente und Risiken
Gefahr der Entfremdung und Verlust menschlicher Verbindungen
Eine zentrale Sorge betrifft die potenzielle Entfremdung in der Zusammenarbeit. Britta warnte: "Ich mache mir allerdings so ein bisschen Sorgen, was denn passiert, wenn das jeder machen würde. Trifft sich dann nur noch die KI online? Sind ein paar da, die diskutieren? Und ansonsten sind noch zehn, sage ich jetzt mal zum Beispiel, Co-Piloten dabei, die zuhören. Ich sehe da eine Gefahr der Entfremdung."
Verlust von Lernprozessen und kritischem Denken
Die Abhängigkeit von KI kann zu oberflächlichem Lernen führen. Ein Teilnehmer verglich dies mit dem Abschreiben in der Schule: "Man braucht da auch sehr viel Selbstdisziplin für, denn man könnte ja auch in die Gefahr kommen, dass man sagt, ich muss ja gar nichts mehr wirklich lernen. Das ist so ein bisschen, ich stelle mir das so vor, den Effekt, den es früher in der Schule gab, wenn ich von meinem Nachbarn einfach nur abgeschrieben habe."
Entscheidungsdistanz und Verantwortungsdiffusion
KI kann zu einer problematischen Distanz bei Entscheidungen führen. Wie diskutiert wurde: "Bin ich da noch wirklich mit Herz und Seele dabei, wenn ich auf Basis von gesammelten Daten, die mir eine KI vorgeschlagen hat, eine Entscheidung treffe? [...] Da könnte auch so eine, sage ich jetzt mal, Entscheidungsdistanz entstehen, wo ich sage, kann ja gar nichts für, hat mir nur ein Computer empfohlen."
Kontextverlust und fehlende Nuancen
KI kann wichtige zwischenmenschliche Aspekte nicht erfassen. Ein kritischer Punkt war: "KI kann nicht zwischen Sarkasmus, Humor und solchen Aussagen unterscheiden." Dies kann zu Missverständnissen und falschen Interpretationen in Protokollen und Zusammenfassungen führen.
Lösungsansätze und Überbrückungsstrategien
Etablierung klarer Regeln und Rollen
Die Diskussion ergab, dass bewusste Regeln für den KI-Einsatz essentiell sind. Ein Teilnehmer schlug vor: "Die Rules of Engagement zu definieren. Wie wollen wir die KI nutzen? Zum Beispiel dann zu sagen, auf einem digitalen Whiteboard sammeln wir erstmal unsere eigenen Gedanken und dann nutzen wir die KI dazu, das zu klastern oder in Themen zu strukturieren."
Human-in-the-Loop-Ansatz
Der Ansatz der abwechselnden Nutzung von menschlicher und künstlicher Intelligenz wurde als vielversprechend identifiziert: "KI and Human Loop. So abwechselnd, dass halt was Sinnvolles rauskommt." Dieser Ansatz kombiniert die Stärken beider Seiten und minimiert die jeweiligen Schwächen.
Bewusste Meeting-Gestaltung
Die Teilnehmer erkannten die Notwendigkeit, verschiedene Meeting-Typen zu unterscheiden: "Diese Frage, was ist mir wichtig oder welche Art von Meeting wollen wir hier eigentlich haben? [...] Es gibt ja diese Meetings, wo alle sitzen und sich gegenseitig ein Update geben und da könnte man tatsächlich die KI-Agenten hinschicken."
Fastfood-Analogie für bewusste Entscheidungen
Eine treffende Analogie verglich KI-Nutzung mit Fastfood-Konsum: "Ich habe mir gerade überlegt, ob das so ein bisschen wie in Richtung Fastfood essen geht. Also es ist unheimlich schnell. Ich bin schnell satt, ich bin bedient, ich kann es überall bekommen, es ist praktisch, es ist super lecker, es passt erstmal [...] Entscheiden wir uns dazu, jeden Tag Fastfood zu essen? Nein."
Ethische Überlegungen und der moralische Kompass
Notwendigkeit ethischer Diskussionen
Britta betonte die Wichtigkeit ethischer Überlegungen: "Ich glaube der nicht, da ist ganz viel Unsicherheit im Raum. Und ich glaube, dass die Diskussion das Wichtige ist. Und ich hoffe, dass wir in den Unternehmen dazukommen, diesen nicht pro contra so sehr zu diskutieren, sondern den moralischen oder ethischen Kontext dahinter, wann setzen wir es ein, haben wir dazu Regeln."
Transparenz und Kennzeichnung
Die Diskussion unterstrich die Bedeutung von Transparenz bei KI-Nutzung: "Proaktive Kennzeichnung. Hier unten Transparenz-Inweis, womit mein Bild erstellt wurde, passt natürlich direkt per Effekt dazu. auch zu sagen, wo nutzen wir KI."
Umweltaspekte und Corporate Responsibility
Ein wichtiger, oft übersehener Aspekt wurde angesprochen: "Wir haben jetzt zum Beispiel gerade auch den Umweltaspekt haben wir ausgeklammert. Ist, glaube ich, auch eine ganz wichtige Diskussion, die da in Corporate Social Responsibility, Umweltberichten vielleicht auch eine Rolle spielen sollte. Wie viel Energie verbrennen wir da?"
Zukunftsperspektiven und technologische Entwicklungen
Erweiterte Emotionserkennung
Die Diskussion zeigte auf, dass KI-Fähigkeiten sich rasant entwickeln: "Die KI kann es nicht, aber es gibt KI, die kann es. Und zwar gibt es psychologische Studien inzwischen. Also eine KI kann heute schon mit sogenannten Micro Emotions, auch bei Leuten, die ein totales Pokerface haben, mit einer 90%igen Wahrscheinlichkeit Emotionen vorhersagen."
Grenzen und ethische Bedenken
Gleichzeitig wurden wichtige Grenzen aufgezeigt: "Im Businessumfeld [...] so Sachen wie solche Einschätzungen, Performance-Einschätzungen, wie tickt der oder sowas, sind klassische Don'ts. Don't do that. Und es gibt gute Gründe dafür, sowas nicht zu machen."
Handlungsempfehlungen und Call to Actions
Aktive Mitgestaltung des Leitfadens
Das Team rief zur Mitarbeit auf: "Wenn wir jetzt dann irgendwann mit der Version 3.0 anfangen, haben wir jetzt hier praktisch die Zielgruppe im Raum von all denen, die sich für genau dieses Thema interessieren. Also wenn ihr wollt, diese Gedanken in zukünftige Versionen des Leitfadens mit einzubauen."
Bewusste Diskussionskultur etablieren
Die zentrale Empfehlung lautete, bewusste Diskussionen über KI-Einsatz zu führen: "Dass da diese Diskussion nicht so schwarz-weiß, wir nutzen es oder wir nutzen es gar nicht losgeht, sondern wir müssen das jetzt machen, sonst stehen wir hinten dran, ja, richtig, aber wie machen wir das und dass das eine aktive Diskussion wird, die man nicht so im stillen Kämmerlein führt, sondern eben auch unternehmensweit nach oben geholt wird."
Praktische Umsetzung in Meetings
Konkrete Handlungsempfehlungen für die Meeting-Praxis: - Vorab definieren, welche Rolle KI im Meeting haben soll - Bewusst entscheiden, wann menschliche Kreativität und wann KI-Unterstützung gefragt ist - Transparenz über KI-Nutzung schaffen - Regelmäßige Reflexion über die Auswirkungen von KI-Tools
Kompetenzentwicklung fördern
Die Diskussion unterstrich die Notwendigkeit, sowohl technische als auch kritische Kompetenzen zu entwickeln: - Prompting-Fähigkeiten ausbauen - Kritisches Hinterfragen von KI-Ergebnissen lernen - Balance zwischen Effizienz und menschlicher Verbindung finden - Ethische Reflexionsfähigkeit stärken
Die Session verdeutlichte, dass der erfolgreiche Einsatz von KI in der digitalen Zusammenarbeit nicht nur eine technische, sondern vor allem eine kulturelle und ethische Herausforderung darstellt. Der Schlüssel liegt in der bewussten Gestaltung der Mensch-KI-Interaktion, bei der die Stärken beider Seiten optimal genutzt werden, ohne die menschlichen Aspekte der Zusammenarbeit zu vernachlässigen.