Armin Zoike - Wie kann KI den Austausch von Wissen und Informationen und die Kommunikation in Organisationen verändern?
Armin Zoike: Wie kann KI den Austausch von Wissen und Informationen und die Kommunikation in Organisationen verändern?
KI ermöglicht die autonome und intelligente Transformation von nahezu unbegrenzten Mengen an Information und dialogfähige KI kann sich zu einem echten Co-Worker entwickeln. Was könnte das für die Organisiationen der Zukunft bedeuten? Und was bedeutet das für Unternehmen in denen der Großteil des internen Wissens in den Köpfen der Menschen steckt und Informationen hauptsächlich von Mensch zu Mensch ausgetauscht werden? Ich möchte zusammen mit euch einmal auf die mögliche Zukunft der Mensch-KI Kollaboration schauen, den möglichen Impact von KI auf den Fluss von Information und Wissen in Unternehmen beleuchten und warum diese einen transformativen Charakter auf die meisten Organisationen haben wird.
Der Beitrag von Zoike behandelt die transformative Rolle von Künstlicher Intelligenz beim Wissensaustausch und der Kommunikation in Organisationen. Als KI-Experte mit siebenjähriger Erfahrung präsentiert er eine Vision, wie KI den Informationsfluss in Unternehmen revolutionieren kann. Der Fokus liegt auf der Überwindung traditioneller Barrieren beim Wissenstransfer durch intelligente, autonome Systeme, die sowohl explizites als auch implizites Wissen zugänglich machen. Zoike stellt dabei auch sein eigenes Startup-Projekt vor, das eine KI-Plattform entwickelt hat, welche Wissen durch Konversationen erlernt und verfügbar macht.
Begriffsdefinitionen und theoretische Grundlagen
- Information vs. Daten: Informationstheoretische Betrachtung
- Kommunikationsformen: Direkt vs. indirekt, personalisiert vs. generisch
- Wissensarten: Explizites vs. implizites Wissen
Technische Möglichkeiten von KI
- Funktionsweise neuronaler Netze
- Datenverarbeitung und -transformation
- Grenzenlose Anwendungsmöglichkeiten
Wirtschaftliche Treiber des Wandels
- KI als Selbstverstärker
- Kostenanalyse von Kommunikation und Wissensarbeit
- Organisationsstrukturen und Produktivität
Konkrete Anwendungspotenziale
- Dokumentationsverbesserung
- Kommunikationsoptimierung
- Praktische Umsetzung am Beispiel des eigenen Startups
Kernaussagen des Vortrags
Information ist kontextabhängig und subjektiv
"In der Informationstheorie ist eigentlich Information immer den Unterschied, den die Anwesenheit einer Nachricht, das kann bei uns auch ein Datenpunkt sein, für eine gewisse Zielfunktion ausmacht."
Zoike betont, dass nicht alle Daten automatisch Informationen darstellen. Information entsteht erst durch den Mehrwert, den eine Nachricht für den Empfänger hat. Dabei ist der Kontext entscheidend - dieselbe PowerPoint-Präsentation kann je nach Situation völlig unterschiedliche Bedeutungen haben. Diese Kontextabhängigkeit macht den Informationsaustausch in Organisationen komplex und fehleranfällig.
KI hat keine theoretischen Grenzen
"Wir wissen schon seit langem eigentlich, dass es da keine Grenze gibt für KI. Also alles, was sich intelligent irgendwie ausdrücken lässt, kann auch von einer KI gelernt werden."
Der Referent erklärt ausführlich, wie neuronale Netze funktionieren und warum sie prinzipiell jede Art von digitalem Input verarbeiten können. Durch die Transformation aller Daten in mathematische Räume können KI-Systeme theoretisch unbegrenzte Intelligenzfunktionen erlernen. Die Begrenzung liegt nicht in der Technologie, sondern in der praktischen Umsetzung und den verfügbaren Daten.
Kommunikation und Wissensarbeit dominieren die Unternehmenskosten
"Mitarbeiter verbringen extrem viel Zeit mit E-Mails, Meetings, Direct Messaging. Und ich habe das mal versucht für Wissensarbeiter, zumindest im Tech-Kontext, umzurechnen. Das heißt, was man so als Firma investiert in genau diese Frage, wie viel Geld fließt eigentlich in Kommunikation zum Beispiel. Dann ist es halt sehr, sehr viel Geld."
Die wirtschaftliche Bedeutung von Kommunikation und Wissensaustausch wird oft unterschätzt. Zoike argumentiert, dass ein Großteil der Arbeitszeit und damit der Personalkosten in die Suche nach Informationen, Doppelarbeit und ineffiziente Kommunikation fließt. Dies macht KI-Optimierungen in diesem Bereich besonders wertvoll.
Dokumentation leidet unter Marktversagen
"Wir haben da das Problem, dass wir natürlich bei Dokumentation oft so eine Art Marktversagen haben. Dokumentation ist sehr aufwendig für das Individuum. Für das Unternehmen wäre es sehr gut, wenn das geschehen würde, wenn das mehr geschehen würde. Für das Individuum, das über dieses Wissen verfügt, gibt es aber eigentlich selten einen intrinsischen Anreiz, genau das zu dokumentieren."
Ein zentrales Problem in Organisationen ist die Diskrepanz zwischen individuellem Aufwand und organisationalem Nutzen bei der Wissensdokumentation. KI kann hier durch Aufwandsreduzierung und neue Anreizsysteme Abhilfe schaffen.
KI ermöglicht autonome und personalisierte Informationsverteilung
"KI kann tatsächlich Informationen auch autonom und personalisiert teilen. Also, wie wir es ein Stück weit auch von Social Media kennen, ist unser Netzwerk kommuniziert eigentlich viel mehr mit uns, als wir sehen."
Anders als bei traditioneller Kommunikation, die explizite Adressaten benötigt, kann KI proaktiv relevante Informationen identifizieren und an die richtigen Personen weiterleiten. Dies überwindet die Limitation, dass Wissensträger oft nicht wissen, wer von ihrem Wissen profitieren könnte.
Implizites Wissen ist größtenteils unzugänglich
"Es gibt so ein schönes Zitat aus dem Buch von Ben Horowitz, The Hard Thing About Hard Things. Er diskutiert eigentlich Organisationsstrukturen. Er sagt eigentlich, die Hauptaufgabe für Leadership ist eigentlich, wenn eine Organisationsstruktur zu strukturieren, dann geht es eigentlich darum, Kommunikation zu designen, also Kommunikationskanäle zu designen in einem Unternehmen."
Der Großteil des organisationalen Wissens existiert in den Köpfen der Mitarbeiter und ist nicht dokumentiert. Während McKinsey von 80% implizitem Wissen spricht, zeigen Umfragen, dass über 50% der Mitarbeiterfragen nur von Kollegen und nicht aus Daten beantwortet werden können.
Wissen als strategisches KI-Asset
"Das Wissen in eurem Unternehmen zugänglich zu machen für KI ist das wichtigste strategische Thema im Kernzeitalter. Das ist das wichtigste KI-Asset, weil das bestimmt, wie häufig und wie effektiv ihr KI nutzen könnt für eure Produktivität."
Zoike positioniert organisationales Wissen als den entscheidenden Wettbewerbsfaktor im KI-Zeitalter. Unternehmen, die ihr Wissen erfolgreich für KI-Systeme zugänglich machen, werden deutliche Produktivitätsvorteile erzielen.
Handlungsempfehlungen und Call to Actions
Aufwand für Wissensdokumentation reduzieren
Der Referent empfiehlt, die Hürden für Wissensdokumentation durch sprachbasierte Systeme zu senken. Statt aufwendiger schriftlicher Dokumentation sollen Mitarbeiter ihr Wissen durch Sprachnachrichten oder kurze Videos teilen können. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass mehr Wissen dokumentiert wird.
Proaktive Wissensabfrage implementieren
Unternehmen sollten Systeme entwickeln, die gezielt nach relevantem Wissen fragen, anstatt darauf zu warten, dass Mitarbeiter freiwillig dokumentieren. Durch nachfragegetriebene Wissenserhebung wird sowohl die Relevanz als auch die Vollständigkeit der Wissensbasis verbessert.
Kontextuelle Wissensstrukturen aufbauen
Statt starrer Ordnerstrukturen oder Wikis sollten Unternehmen auf KI-basierte Wissensgraphen setzen, die Beziehungen zwischen Informationen automatisch erkennen und kontextuelle Zusammenhänge herstellen. Dies erleichtert das Auffinden relevanter Informationen erheblich.
Personalisierte Kommunikation fördern
Organisationen sollten von generischer zu personalisierter Kommunikation übergehen. KI kann dabei helfen, interne Newsletter und Informationen individuell aufzubereiten, um die Relevanz und Aufmerksamkeit zu erhöhen.
Automatische Expertenidentifikation nutzen
Unternehmen sollten Systeme implementieren, die automatisch die richtigen Ansprechpartner für spezifische Fragen identifizieren können. Dies reduziert Suchzeiten und verbessert die Qualität der erhaltenen Antworten.
Datenschutz und Zugriffsrechte berücksichtigen
Bei der Implementierung von KI-basierten Wissenssystemen müssen von Anfang an klare Regeln für Datenschutz und Zugriffsrechte etabliert werden. Nicht alle Informationen dürfen für alle Mitarbeiter zugänglich sein.
Schrittweise Einführung planen
Besonders für kleinere Unternehmen empfiehlt Zoike eine schrittweise Einführung. Ab etwa 200 Mitarbeitern oder bei hoher Fluktuation wird der Nutzen deutlich spürbar. Unternehmen sollten mit Pilotprojekten beginnen und das System sukzessive ausbauen.
Strategische Bedeutung von Wissen erkennen
Führungskräfte müssen verstehen, dass die Zugänglichmachung von organisationalem Wissen für KI-Systeme eine strategische Priorität darstellt. Dies bestimmt maßgeblich die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens.
Der Beitrag macht deutlich, dass die Transformation von Organisationen durch KI bereits begonnen hat und Unternehmen, die frühzeitig handeln, erhebliche Wettbewerbsvorteile erzielen können. Die Technologie ist verfügbar - entscheidend ist nun die strategische Umsetzung und die Bereitschaft, etablierte Kommunikations- und Wissensstrukturen zu überdenken.