Zum Inhalt

Gabriele Schobess, Katharina Nolden - lernOS für gesellschaftliches Engagement und Beteiligung

Gabriele Schobess, Katharina Nolden: lernOS für gesellschaftliches Engagement und Beteiligung

lernOS für gesellschaftliches Engagement und Beteiligung unterstützt Menschen dabei, ihre eigenen Stärken zu entdecken und sich aktiv in die Gestaltung unserer Gesellschaft einzubringen. In einer Zeit großer gesellschaftlicher Herausforderungen wollen wir Mut machen, Verantwortung zu übernehmen und Demokratie sowie Vielfalt mitzugestalten. lernOS bietet Impulse, Reflexionsfragen und praxisnahe Werkzeuge, um aus eigener Motivation heraus aktiv zu werden. Dabei geht es nicht nur um große Projekte – auch kleine Schritte bewirken Veränderung. Gemeinsam schaffen wir Räume für Beteiligung, in denen Hoffnung und Zusammenhalt wachsen können

Der Vortrag stellt ein innovatives Projekt vor, das einen Lernpfad für gesellschaftliches Engagement entwickelt. Initiiert durch die Sorge um demokratische Entwicklungen nach den Wahlen, arbeitet ein Team um Gabriele Schobess und Katharina Nolden an einem strukturierten Weg, der Menschen dabei unterstützt, den Einstieg in zivilgesellschaftliches Engagement zu finden. Der Lernpfad basiert auf einem Canvas-Format und soll sowohl für Einzelpersonen als auch für Gruppen nutzbar sein, um Menschen von der ersten Motivation bis zur konkreten Umsetzung ihres gesellschaftlichen Engagements zu begleiten.

Entstehungsgeschichte und Motivation

Der Vortrag beginnt mit der persönlichen Geschichte der Entstehung des Projekts, ausgelöst durch die Wahlergebnisse und den Wunsch nach aktivem Handeln.

Konzeptioneller Aufbau des Lernpfads

Vorstellung der verschiedenen Felder des Canvas-Formats, die den strukturierten Weg zum Engagement bilden.

Praktische Erfahrungen und Beispiele

Konkrete Beispiele aus der eigenen Engagementpraxis der Vortragenden.

Entwicklungsprozess und Zusammenarbeit

Einblicke in die Arbeitsweise des Entwicklungsteams und den aktuellen Stand.

Zukunftsperspektiven und Verbreitung

Diskussion über Marketing, Zielgruppen und Multiplikatoren.

Kernaussagen des Vortrags

Die Notwendigkeit strukturierter Zugänge zum Engagement

"Wir haben uns dann getroffen und haben dann gesagt, okay, wir möchten uns erstmal, also wir haben angefangen uns damit zu beschäftigen. Was bedeutet gesellschaftliches Engagement? Was bedeutet Demokratieverständnis? Was bedeutet Engagement für die Demokratie?"

Die Vortragenden erkannten, dass viele Menschen zwar den Wunsch haben, sich gesellschaftlich zu engagieren, aber nicht wissen, wie sie den Zugang finden können. Der Lernpfad soll diese Lücke schließen, indem er einen strukturierten Weg vom ersten Impuls bis zur konkreten Umsetzung bietet.

Die Entwicklung entstand aus der persönlichen Erfahrung heraus, dass der Weg ins zivilgesellschaftliche Engagement oft unklar und schwer zugänglich ist. Besonders Menschen, die bisher nicht engagiert waren, benötigen Orientierung und Struktur, um ihre Motivation in konkretes Handeln umzusetzen.

Der Canvas-Ansatz als strukturierender Rahmen

"Also wir sind relativ schnell dann dazu gekommen, dass wir gesagt haben, wir möchten den Lernpfad in Form eines Canvas aufbauen und haben uns dann mit den Feldern beschäftigt, die wir eben da letztendlich sozusagen befüllen müssen oder wie eben der Weg durch den Lernpfad geht."

Das Team entwickelt den Lernpfad als Canvas mit verschiedenen Feldern, die systematisch bearbeitet werden:

  • Werte und Why: Klärung der persönlichen Motivation und Grundwerte
  • Problemidentifikation: Gegen welche Probleme möchte ich etwas unternehmen?
  • Utopie-Entwicklung: Wo möchte ich hin? Was ist meine Vision?
  • Zielgruppen: Für wen tue ich es? Wer sind die Interessengruppen?
  • Vernetzung: Wo finde ich Gemeinschaft? Mit wem kann ich wirken?
  • Ressourcen: Welche zeitlichen und anderen Ressourcen kann ich einbringen?
  • Kompetenzen: Was kann ich einbringen? Welche Fähigkeiten habe ich?

Die Bedeutung persönlicher Kompetenzen für erfolgreiches Engagement

"Und da haben sowohl Katharina wie ich gute Erfahrungen gemacht. Also Katharina hat zum Beispiel, die war auch bei so einem Neumitgliedertreffen und fand es irgendwie eher so ein bisschen so, und hat dann eingebracht, hey, ich kann facilitieren, ich kenne Methoden, mit denen wir solche Meetings anders gestalten können."

Ein zentraler Erfolgsfaktor für nachhaltiges Engagement ist die Identifikation und der Einsatz der eigenen Kompetenzen. Die Vortragenden betonen, dass Menschen oft nicht erkennen, welche wertvollen Fähigkeiten sie in bestehende Strukturen einbringen können.

Das Beispiel zeigt, wie durch das bewusste Einbringen von Facilitationsfähigkeiten nicht nur persönliche Wirksamkeit entsteht, sondern auch die Qualität der Gruppenarbeit verbessert wird. Diese Win-Win-Situation motiviert sowohl die engagierte Person als auch die aufnehmende Organisation.

Strukturelle Barrieren und Lösungsansätze

"Weil die haben einfach definitiv oft keine Zeit für zivilgesellschaftliches Engagement. Die bringen dann zivilgesellschaftliches Engagement in Form von Elternbeirat zu sein oder da eben über Eltern etwas zu treiben, aber eben nicht noch im größer gedachten Umfeld noch abends an Sitzungen oder an sonst was teilnehmen zu können."

Ein wichtiger Aspekt des Lernpfads ist die Auseinandersetzung mit strukturellen Barrieren, insbesondere für berufstätige Eltern. Die traditionellen Engagementstrukturen sind oft auf Menschen ausgerichtet, die mehr zeitliche Flexibilität haben.

Der Lernpfad soll Menschen dabei helfen, realistische Einschätzungen ihrer Möglichkeiten zu entwickeln und Wege zu finden, wie sie sich entsprechend ihrer Lebenssituation einbringen können. Dies kann durch projektbezogenes Engagement oder durch das Einbringen spezifischer Kompetenzen geschehen.

Der Generationenwandel im Ehrenamt

"Meine Befürchtung ist im Moment ein bisschen, dass wenn diese Gruppe wegbricht, also diese Alt-68er, die noch gemerkt haben, sie müssen sich wehren, weil ansonsten, dass das zum einen eine große Lücke hinterlassen wird."

Die Vortragenden thematisieren den demografischen Wandel im ehrenamtlichen Engagement. Die Generation der 68er, die viele zivilgesellschaftliche Strukturen aufgebaut hat, geht in den Ruhestand oder wird weniger aktiv. Gleichzeitig haben jüngere Generationen oft andere Lebensumstände und Engagementformen.

Diese Entwicklung macht es umso wichtiger, neue Menschen für gesellschaftliches Engagement zu gewinnen und dabei auch neue, flexiblere Formen der Beteiligung zu entwickeln. Der Lernpfad soll dabei helfen, diese Lücke zu schließen.

Vielfalt der Engagementmöglichkeiten

"Also man kann sich auch bei der Feuerwehr zivilgesellschaftlich engagieren. Es ist so viel, wo man im Ehrenamt arbeiten muss oder kann. Und manche wissen auch gar nicht, dass sie schon im Ehrenamt sind."

Ein wichtiger Baustein des Lernpfads ist die Bewusstmachung der Vielfalt gesellschaftlichen Engagements. Viele Menschen sind bereits ehrenamtlich aktiv, ohne es als solches zu erkennen. Der Lernpfad soll diese Vielfalt aufzeigen und Menschen dabei helfen, das für sie passende Engagement zu finden.

Dies umfasst sowohl traditionelle Formen wie Vereinsarbeit oder Feuerwehr als auch neue Formen wie Online-Communities oder projektbezogenes Engagement. Wichtig ist dabei, dass nicht alle Formen für alle Menschen gleich geeignet sind.

Graswurzelbewegungen versus etablierte Strukturen

"Also ich würde mal behaupten wollen, dass viele der zumindest umweltpolitischen Gruppen Graswurzbewegungen sind. Also so wie ich es jetzt im Moment beobachte. Also top down passiert eigentlich, finde ich, in vielen dieser aktiven Gruppen nichts."

Der Vortrag thematisiert auch die Unterscheidung zwischen Graswurzelbewegungen und etablierten Strukturen. Während manche Menschen sich eher in bestehende Organisationen einbringen möchten, bevorzugen andere die Gründung neuer Initiativen oder die Arbeit in informelleren Strukturen.

Der Lernpfad soll beide Wege aufzeigen und Menschen dabei helfen zu erkennen, welcher Ansatz besser zu ihrer Persönlichkeit und ihren Zielen passt.

Handlungsempfehlungen und Call to Actions

Für potentiell Engagierte

  • Selbstreflexion beginnen: Sich Gedanken über die eigenen Werte, Motivationen und verfügbaren Ressourcen machen
  • Kompetenzen identifizieren: Bewusst werden, welche Fähigkeiten man in gesellschaftliches Engagement einbringen kann
  • Realistische Einschätzung: Ehrlich bewerten, welche zeitlichen und anderen Ressourcen tatsächlich verfügbar sind
  • Vielfalt erkunden: Sich über die verschiedenen Möglichkeiten gesellschaftlichen Engagements informieren
  • Kleine Schritte wagen: Auch kleine Beiträge wie regelmäßige Spenden können ein Anfang sein

Für bestehende Organisationen

  • Niedrigschwellige Zugänge schaffen: Verschiedene Formen der Beteiligung anbieten, die unterschiedlichen Lebenssituationen gerecht werden
  • Kompetenzen abfragen: Neue Mitglieder nach ihren Fähigkeiten fragen und entsprechende Einsatzmöglichkeiten schaffen
  • Projektbezogenes Engagement ermöglichen: Nicht nur dauerhafte Mitgliedschaft, sondern auch zeitlich begrenzte Projekte anbieten
  • Moderne Kommunikationswege nutzen: Online-Präsenz aufbauen, um Engagement sichtbar zu machen

Für Multiplikatoren

  • Lernpfad bekannt machen: Den fertigen Lernpfad in relevanten Netzwerken verbreiten
  • Zielgruppen identifizieren: Besonders Menschen ansprechen, die Interesse an Engagement haben, aber nicht wissen, wie sie anfangen sollen
  • Infrastruktur nutzen: Bestehende Strukturen wie Freiwilligenagenturen, Unternehmen oder Bildungseinrichtungen als Verbreitungskanäle nutzen

Für das Entwicklungsteam

  • Flow optimieren: Den Lernpfad so gestalten, dass die einzelnen Schritte logisch aufeinander aufbauen
  • Zielgruppengerechte Gestaltung: Sowohl Solo-Teilnehmende als auch Gruppen berücksichtigen
  • Praxistauglichkeit sicherstellen: Den Lernpfad mit verschiedenen Testgruppen erproben
  • Marketing-Strategie entwickeln: Frühzeitig überlegen, wie der fertige Lernpfad bekannt gemacht werden kann

Der Vortrag macht deutlich, dass gesellschaftliches Engagement ein komplexes Thema ist, das strukturierte Unterstützung benötigt. Der entwickelte Lernpfad verspricht, eine wichtige Lücke zu schließen und Menschen dabei zu helfen, von der ersten Motivation bis zur konkreten Umsetzung ihres gesellschaftlichen Engagements zu gelangen. Dabei berücksichtigt er sowohl individuelle Unterschiede als auch strukturelle Herausforderungen und bietet praktische Lösungsansätze für beide Seiten - sowohl für Menschen, die sich engagieren möchten, als auch für Organisationen, die neue Mitstreiter suchen.