Simon Dückert, Christian Kaiser - Peer Learning groß machen
Simon Dückert, Christian Kaiser: Peer Learning groß machen - wie wir das selbstorganisierte Lernen als neues Normal etablieren (wollen)
Beim Corporate Learning MOOC (clmooc24) und beim Corporate Learning Camp gab es Sessions zum Thema Peer Learning groß denken mit dem Ziel eine Allianz zu gründen, die mit Peer Learning Wissen und Erfahrungen über Unternehmensgrenzen hinweg überträgt. In diesem Podcast wollen wir darüber sprechen, ob und wie das gelingt und welche Barrieren und Wissenslücken es zu überwinden gibt. Simon wird einen kurzen Überblick über die bisherigen Aktivitäten geben und Christian über die Praxiserfahrungen bei DATEV berichten. Danach können sich alle mit ihren Gedanken einbringen. Fokus liegt auf der praktischen Umsetzbarkeit und welche Rolle die lernOS Community dabei spielen kann. Wir haben die Inhalte der bisherigen Session in maschinenlesbare Form gebracht und daraus einen Peer Learning Bot als CustomGPT gebaut. So könnt ihr euch vorab mit dem bisherigen Diskussionsstand vertraut machen. Für die Nutzung von CustomGPTs ist ein kostenpflichtiges Konto notwendig. Wenn ihr das nicht habt, könnt ihr auch diese Markdowndatei herunterladen und in das KI-Tool eurer Wahl hochladen (Coplilot, Gemini, LeChat etc.).
Die Session "Peer Learning groß machen" auf der LosCon behandelte die Herausforderungen und Möglichkeiten, Peer-Learning-Formate in Organisationen zu etablieren und zu verbreiten. Die Diskussion umfasste Erfahrungen aus verschiedenen Unternehmen wie der Deutschen Telekom (Lex), DATEV und Bosch sowie die Entwicklung von LernOS-Formaten. Zentrale Themen waren die Überwindung von Barrieren zwischen formellem und informellem Lernen, die Schaffung von Vertrauen in Peer-Learning-Ansätze und konkrete Strategien zur breiteren Implementierung.
- Session Owner: Simon Dückert, Christian Kaiser
- Material: Blog zur CLC-Session Peer Learning groß denken (auch als Chatbot verfügbar)
- Transkript: 4-3-dueckert-kaiser.txt
Einführung und Vorgeschichte
- Setup der Session mit Discord-Integration
- Rückblick auf Corporate Learning MOOC und Camp-Sessions
- Vorstellung des Peer-Learning-Bots als Custom-GPT
Entwicklung von Peer-Learning-Formaten
- Telekom Lex als Pionierformat
- Adaptionen bei DATEV und Bosch
- Definition von Peer-Learning nach Jöran Muuß-Merholz
Aktuelle Herausforderungen und Barrieren
- Qualitätssicherung und Vertrauen
- Organisatorische Hürden
- Integration in bestehende Lernsysteme
Erfolgsbeispiele und Best Practices
- Updates von Telekom Lex
- DATEV-Erfahrungen
- LernOS Learning Circles
Zukunftsperspektiven und Handlungsempfehlungen
- Monatliche Meetups ab September
- Peer-Learning-Allianz
- Konkrete nächste Schritte
Kernaussagen
Die Evolution von Peer-Learning-Formaten
"Telekom Lex ist eigentlich gestartet als eine Community im Social Intranet bei der Telekom mit einer Liste von Experten und einer Liste von Communities of Practice. Das war eigentlich der Ausgangspunkt."
Die Entwicklung zeigt, wie aus einfachen Expertenlisten komplexe Lernökosysteme entstehen können. Shaquille berichtete über die beeindruckende Entwicklung: "Wir haben aufgezeichnet. Ah, juhu. Ja, das tun wir bei uns ganz selten. Also für die, die mich nicht kennen, ich bin der Shaquille. bei der Deutschen Telekom, heute in der Personalentwicklung seit fünf Jahren und bin der Erfinder von Lex. Lex ist die Abkürzung von Learning from Experts oder Lernen von Experten. Und das ist eine Plattform, die es heute gibt innerhalb der Deutschen Telekom, circa 20.000 Mitglieder. Wir bieten an offene Sessions von Mitarbeitenden für Mitarbeitende. Im letzten Jahr hatten wir 6.500 in unserer Liste."
Das Vertrauensproblem als zentrale Barriere
"Das Thema Peer Learning auf Augenhöhe gleichwertig anerkannt im Unternehmen zum formellen Lernen, das spüre ich so in meiner Realität noch nicht. Die Frage treibt mich um, wie schafft man es?"
Heidi von Schaeffler brachte das Kernproblem auf den Punkt: Die Notwendigkeit, Vertrauen in alle Richtungen zu schaffen - sowohl beim Management als auch bei den Lernenden selbst. "Und das ist eine offene Frage, wahrscheinlich ohne gute Lösung. Und ich denke, da geht es unterm Strich egal, welche Möglichkeit man nutzt, um Vertrauen zu schaffen in alle Richtungen."
Die Messbarkeits-Paradoxie
Ein wichtiger Diskussionspunkt war die unterschiedliche Bewertung von formellem und informellem Lernen bezüglich der Wirksamkeitsmessung. "Genau, richtig. Also da ist, denke ich, Vertrauen wieder das richtige Wort. Warum vertrauen eigentlich alle darauf, dass der Besuch eines Classroom-Trainings unmittelbar zur Verbesserung des Outcomes, der Performance im Job oder was auch immer führt? Warum auch immer das Vertrauen da ist, aber es scheint da zu sein."
Storytelling als Erfolgsfaktor
Christian betonte die Bedeutung von Erfolgsgeschichten: "Naja, mein Geheimrezept des Storytelling habe ich dir ja schon verraten. Wir machen sehr nah an dem Konzept der LernOS-Idee auch die übergreifenden Boxen-Stops. Und es ist für mich immer wieder berührend, wenn mittelalte Menschen sagen, ich habe wegen dem Lernzeitel mein Leben verändert."
Integration von formellem und informellem Lernen
Ein Durchbruch bei Telekom Lex war die Integration in das offizielle Lernsystem: "Unsere Inhalte finden sich mittlerweile seit kurzem auch im offiziellen Lerntool der Deutschen Telekom wieder. Das heißt, mehr oder weniger alles an einer Stelle."
Die Bedeutung arbeitsplatznaher Themen
Marcel identifizierte einen wichtigen Erfolgsfaktor: "Ich glaube, dass es sinnvoll ist, und das probieren wir ja auch schon, aber wir haben mit den Leitfäden natürlich Grundlagen geschaffen für relativ generische Themen. Change Management, Podcasting lernen, Sketchnoten lernen, E-Portfolio bauen, Content Curation. Das sind ja alles Themen, die ganz viele umtreiben, aber im Arbeitsalltag dann manchmal nicht anknüpfen gleich. Und ich glaube, wir müssen halt Themen schaffen, wo sich Lernreisen lohnen, wo du tatsächlich ein Arbeitsalltagsproblem hast."
Technische Einfachheit als Erfolgsfaktor
Die Diskussion zeigte, dass technische Komplexität oft ein Hindernis darstellt: "Und wenn jemand eine Session anbieten will, drückt er auf Plus, trägt seinen Titel ein, trägt seine Kurzbeschreibung ein, schmeißt seinen Teams-Link da rein und dann ist das im Kalender."
Das Henne-Ei-Problem der Bekanntheit
Christian beschrieb ein fundamentales Problem: "Und mein wirkliches Problem ist, dass sich einfach niemand eingeladen fühlt, weil ich dieses Henne-Ei-Problem kenne, dass ganz viele nicht wissen, was es ist. Und weil sie nicht wissen, was es ist, kommen, stell dir vor, im März kam eine Steuerbehörterin und hat einfach missverstanden."
Räume schaffen statt nur predigen
Ellen Braun brachte eine wichtige Erkenntnis ein: "Und da waren wir zur Quintessenz gekommen, nicht nur die Aufklärung, also immer wieder predigen, wir ziehen uns in Talar über, sondern auch Räume schaffen. Und das hatten wir vor zwei Jahren auch schon mal. Crafting Rooms war damals das Motto von der LOSCON. Aber das hatte ich dann auch nochmal definiert. Und da haben dann die Führungskräfte dann auch gesagt, ja, wir müssen Raum schaffen für Sollen und Dürfen. Ihr sollt und ihr dürft."
Handlungsempfehlungen und Call to Actions
Monatliche Meetups etablieren
"Wir wollen ab September so ein monatliches Meetup auf die Beine stellen. Dass man halt jetzt so ähnlich seite, wie ihr das macht, mit Kaffee-Ecke irgendwie monatlich und dann gibt es das Forum einmal groß."
Die Community soll regelmäßige Austauschmöglichkeiten schaffen, um kontinuierlich an der Verbreitung von Peer-Learning zu arbeiten.
Aktive Teilnahme an der LernOS-Community
"Also wer da Lust hat, ein bisschen mitzuhirnen, wäre ich froh, wenn da ein paar Leute Gehirnzellen mit in den Hut reinwerfen. Herzliche Einladung, am 9. Juli, 11 Uhr, ist der Tinder-Moment, um in Lern-Circle-Gruppen zu kommen."
Konkrete Termine und Möglichkeiten zur Beteiligung wurden genannt, um die Community zu stärken.
Newsletter-Anmeldung für kontinuierliche Information
"Also wer da Bock hat, auf der LinkedIn-Seite LernOS gibt es mittlerweile auch ein Newsletter, da kann man sich eintragen. Wir werden aber auch in Nachkommunikation jetzt von der Loscon einmal da einen Link rumschicken, wo man sich anmelden kann."
Experimentierbereitschaft fördern
"Aber ja, also das ist die Frage, die mich umtreibt, wo ich auch bereit bin zu experimentieren auf Basis von vorgelebten Beispielen."
Die Teilnehmenden wurden ermutigt, selbst Experimente zu wagen und von erfolgreichen Beispielen zu lernen.
Peer-Learning-Bot nutzen
Der entwickelte Custom-GPT mit allen Session-Transkripten wurde als Ressource zur Verfügung gestellt, um die Vergangenheit zu erschließen und Input zu erhalten.
Übergreifende Zusammenarbeit stärken
Die Idee einer Peer-Learning-Allianz wurde wieder aufgegriffen, auch wenn sie bisher nicht umgesetzt wurde. Die Bereitschaft zur unternehmensübergreifenden Zusammenarbeit wurde betont.
Führungskräfte als Multiplikatoren gewinnen
Das Beispiel "Leaders at Lex" zeigt, wie Führungskräfte als Vorbilder und Türöffner fungieren können: "Explizit werden Führungskräfte gesucht, damit die ihr Wissen bei uns teilen über Lex in sogenannten Lex Sessions. Einerseits ist es schön, mal zu hören, was der Chef sagt und die Chefin. Andersherum sollen die auch so die Tür öffnen für Menschen aus ihren Teams."
Die Session endete mit der klaren Botschaft, dass Peer-Learning nur durch gemeinsame Anstrengungen und kontinuierliche Experimentierfreude in Organisationen etabliert werden kann. Die verschiedenen Erfolgsbeispiele zeigen, dass es möglich ist, aber individueller Mut und organisatorische Unterstützung gleichermaßen erforderlich sind.