Timo Deiner - Appet-ai-te for disruption
Timo Deiner: Appet-ai-te for disruption
Timo präsentierte in seinem Vortrag eine eindringliche Analyse der exponentiellen Entwicklung von Technologien, insbesondere der Künstlichen Intelligenz. Mit kreativen Analogien zu Guns N' Roses und historischen Beispielen verdeutlichte er die Notwendigkeit, traditionelle Denkweisen zu überwinden und die disruptive Kraft neuer Technologien zu verstehen. Der Vortrag fokussierte auf SAPs AI-Strategie mit Joule als zentralem Interface und betonte die Bedeutung der menschlichen Komponente bei der technologischen Transformation.
Gliederung und Aufbau des Vortrags
Exponentielles vs. lineares Denken
Deiner begann mit einer fundamentalen Unterscheidung zwischen linearem und exponentiellem Wachstum. Er verdeutlichte dies durch ein einprägsames Beispiel: "Wenn jetzt aber 30 exponentielle Schritte vorangeht, dann geht ihr quasi erst ein Meter, dann zwei Meter, dann vier, acht, 16 und so weiter und so fort. Am Ende seid ihr nach diesen 30 exponentiellen Schritten 26 Mal um die Welt gelaufen."
Historische Perspektive auf AI
Der Referent verwies auf die historischen Wurzeln der AI-Entwicklung, beginnend mit Alan Turing und dem Turing-Test von 1950 sowie Josef Weizenbaum und dem ersten Chatbot "Elisa" in den 1960er Jahren. Diese historische Einordnung unterstrich, dass der Wunsch nach menschenähnlichen Maschinenfähigkeiten kein neues Phänomen ist.
SAPs AI-Strategie und Joule
Ein zentraler Teil des Vortrags widmete sich SAPs konkreter AI-Implementierung. Deiner stellte Joule als einheitliches Interface vor, das als "euer UI der Zukunft" fungiert und die Komplexität verschiedener Systeme für den Anwender reduziert.
Von Hype zur Realität: Agenten als Game-Changer
Der Referent identifizierte 2025 als das Jahr des Übergangs vom AI-Hype zur praktischen Anwendung. Besonders betonte er die Bedeutung von AI-Agenten: "Agenten sind letztendlich wie Mitarbeitende für mich, wie extrem gute Werkstudenten, vielleicht New Hires etc., die einfach selbstständig die Arbeit finden und selbstständig Lösungen erarbeiten."
Kernaussagen des Vortrags
- Exponentielles Wachstum verstehen: "Das ist typisches lineares Denken, das ist ganz, ganz normal. In Wahrheit sieht die Welt aber halt vor allem bei Technologie eigentlich eher so aus." Deiner warnte vor der Unterschätzung exponentieller Entwicklungen.
- SAPs rasante AI-Entwicklung: Die Zahlen sprechen für sich - von 90 AI Use Cases im Oktober auf über 230 im Mai bis zu geplanten 430 Ende des Jahres.
- Der iPhone-Moment: "Nur irgendwann, weil es ja immer wieder besser wird [...] kommt dieser berühmte iPhone-Moment. Dann kommt was, wo keiner damit gerechnet hat."
- Technologie und Mensch vereinen: "Alles, was wir machen, sollte nie rein aus einer IT-Perspektive betrachtet werden, sondern immer IT und End-User zusammen."
- Zeit für Kreativität gewinnen: AI sollte helfen, "dass wir wieder ein bisschen mehr Zeit haben, Dinge zu tun, kreativ zu werden, Dinge neu zu denken."
Offene Fragestellungen
Strategische Herausforderungen
- Wie können Unternehmen den Übergang von linearem zu exponentiellem Denken erfolgreich vollziehen?
- Welche Rolle spielt die menschliche Komponente bei der zunehmenden Automatisierung durch AI-Agenten?
- Wie kann die Balance zwischen technologischer Innovation und Anwenderakzeptanz gewährleistet werden?
Technische Implementierung
- Wie entwickelt sich die Integration verschiedener AI-Systeme in einer einheitlichen Plattform?
- Welche neuen Kompetenzanforderungen entstehen für Mitarbeitende im Umgang mit AI-Agenten?
- Wie kann die Komplexität der IT-Infrastruktur trotz vereinfachter Benutzeroberflächen bewältigt werden?
Handlungsempfehlungen
Sofortmaßnahmen
- Aktive Auseinandersetzung beginnen: "Jetzt ist die Zeit loszulegen, auch wenn noch nicht alles perfekt ist, aber jetzt ist die Zeit, sich mit diesen Sachen zu beschäftigen."
- Praxisorientierung statt Hype: "Wir sollten aufhören, irgendwelche Actionfiguren auf LinkedIn zu posten und dafür Ressourcen zu verschwenden, sondern jetzt mal wirklich gucken, wo kann uns AI im Alltag dann eben helfen."
Strategische Ansätze
- Doppelte Transformation: Sowohl technologische als auch menschliche Transformation vorantreiben, da "alle Mitarbeitenden" mitgenommen werden müssen
- Challenge-Mentalität entwickeln: Wie Gutenberg mit seinem "Challenge accepted" sollten Unternehmen weniger Energie darauf verwenden zu erklären, "warum was nicht funktioniert"
- Ganzheitlicher Ansatz: Integration von IT und End-User-Perspektiven von Beginn an
Langfristige Positionierung
- Vorbereitung auf die Ära der AI-Agenten als "nächster Hot Shit"
- Aufbau einer einheitlichen Plattformstrategie zur Vermeidung der "Welcome to the Jungle"-Komplexität
- Fokus auf die Aktivierung menschlicher Superkräfte durch AI-Unterstützung
Der Vortrag schloss mit einem eindringlichen Appell: Die Zeit des reinen Experimentierens mit AI ist vorbei - jetzt geht es um die praktische Umsetzung und die Nutzung von AI als Werkzeug zur Befreiung menschlicher Kreativität und Produktivität.