Eva Stock - Superkräfte bei Mitarbeitenden - Was ist wichtig aus HR und People Sicht?
Eva Stock: Superkräfte bei Mitarbeitenden - Was ist wichtig aus HR und People Sicht?
Eva thematisiert in ihrem Vortrag die Bedeutung individueller menschlicher Stärken - sogenannte "Superkräfte" - im Arbeitskontext. Sie plädiert für einen Paradigmenwechsel von der traditionellen Schwächenfokussierung hin zur bewussten Wahrnehmung und Förderung der einzigartigen Qualitäten jedes Mitarbeitenden. Dabei betont sie die zentrale Rolle von HR und Führungskräften als "Superkräfte-Scouts" und fordert eine Unternehmenskultur, die Menschen als Ganzes sieht und wertschätzt.
Gliederung und Aufbau des Vortrags
Der Vortrag gliedert sich in vier wesentliche Themenbereiche:
- Definition und Abgrenzung von "Superkräften" - Klärung des Begriffs jenseits übermenschlicher Fähigkeiten
- Problematik der aktuellen Bewertungssysteme - Kritik am Schwächenfokus in Unternehmen
- Rolle von HR und Führungskräften - Verantwortlichkeiten bei der Erkennung und Förderung
- Kulturelle Voraussetzungen und Handlungsempfehlungen - Notwendige Rahmenbedingungen für erfolgreiche Umsetzung
Kernaussagen des Vortrags
Definition von Superkräften: "Wenn wir hier jetzt über Superkräfte sprechen, dann meine ich nicht übermenschliche Kräfte... sondern mir geht es vor allem um individuelle menschliche Stärken." Stock definiert Superkräfte als Qualitäten wie Empathie, Klarheit, Humor, Geduld, Beharrlichkeit, strukturelles Denken oder Konfliktfähigkeit.
Ganzheitliche Betrachtung des Menschen: "Menschen wollen als Ganzes gesehen werden... Es geht ja nicht nur darum, eine Rolle zu erfüllen, zu funktionieren, irgendwie abzuarbeiten, Haken zu machen, sondern ich bin ja auch ein Individuum." Die Referentin betont die Wichtigkeit, Mitarbeitende nicht nur in ihrer beruflichen Rolle zu sehen.
Kritik am Schwächenfokus: "Wir rutschen in Feedback oder Bewertungsgesprächen quasi fast automatisch... in den Schwächenfokus. Also es geht immer darum, was fehlt eigentlich noch... als zu gucken, was kannst du eigentlich wirklich gut." Stock kritisiert die traditionelle Fokussierung auf Defizite statt auf Stärken.
Führungskräfte als Schlüsselakteure: "Führungskräfte sind für mich schon auch diese Superkräfte-Scouts." Sie sieht Führungskräfte in einer zentralen Position bei der Identifikation individueller Stärken.
Psychologische Sicherheit als Grundvoraussetzung: "Es braucht natürlich psychologische Sicherheit... damit man überhaupt in diese Gespräche gehen kann, weil wenn ich Angst habe, mich zu zeigen, auch vielleicht mit meinen Schwächen, kann das Gespräch überhaupt nicht in diese Richtung geleitet werden."
Offene Fragestellungen
Während des Vortrags werden mehrere zentrale Fragen aufgeworfen, die zur Reflexion anregen:
- "Was gelingt dir eigentlich gut, was anderen schwerfällt?"
- "Was macht dir Freude? Wo kommst du in den Flow rein?"
- "Was fällt dir leicht, was anderen schwerfällt?"
- "Welche Superkräfte habe ich eigentlich selbst, die eben nicht auf meinem CV stehen?"
Diese Fragen zielen darauf ab, sowohl bei Führungskräften als auch bei Mitarbeitenden ein Bewusstsein für verborgene Stärken zu schaffen und neue Gesprächsräume zu öffnen.
Handlungsempfehlungen
Für HR-Verantwortliche: - Entwicklung guter Prozesse, Frageformate und Instrumente zur Stärkenerkennung - Schaffung von Awareness für die Existenz und Bedeutung individueller Stärken - Bereitstellung von Tools und Systemen zur Aufbereitung und Messbarmachung der Erkenntnisse - Implementierung von Peer-Feedback-Systemen
Für Führungskräfte: - Anwendung stärkenorientierter Fragetechniken in One-on-One-Gesprächen - Entwicklung einer Sensibilität für individuelle Verhaltensweisen und Stimmungen - Übernahme der Rolle als "Superkräfte-Scout" im Team - Praktizierung individueller Führung je nach Bedürfnissen der Mitarbeitenden
Für die Unternehmenskultur: - Schaffung psychologischer Sicherheit als Grundvoraussetzung - Ermöglichung einer Kultur der Entwicklung statt reiner Skill-Verwaltung - Akzeptanz, dass "es okay ist, mal nicht zu funktionieren... und nicht immer High Potential zu sein" - Offenheit für Entwicklungsmöglichkeiten auch außerhalb des Unternehmens
Für alle Beteiligten: - Regelmäßige Selbstreflexion über eigene Superkräfte - Aktive Kommunikation über individuelle Bedürfnisse und Stärken - Wertschätzender Umgang mit unterschiedlichen Persönlichkeitstypen
Stock schließt mit einem eindringlichen Appell: "Ich würde mir einfach wünschen, dass ihr rausgeht und merkt, es gibt diese Superkräfte überall." Sie fordert eine grundlegende Veränderung in der Art, wie Unternehmen mit ihren Mitarbeitenden umgehen - weg von standardisierten Bewertungsschablonen hin zu einer individuellen, wertschätzenden Betrachtung jedes Menschen mit seinen einzigartigen Stärken und Potenzialen.