Katja Sommerer - Big Bang - 40 Länder, 800 neue Mitarbeitende - Herausforderungen des Trainings in einem M+A-Projekt
Katja Sommerer - Big Bang - 40 Länder, 800 neue Mitarbeitende - Herausforderungen des Trainings in einem M+A-Projekt
Katja und Can präsentierten ihre Erfahrungen bei der Integration von 800 neuen Mitarbeitern aus 40 Ländern im Rahmen eines M&A-Projekts. Das Projekt umfasste die strategische Partnerschaft mit der SIG AG zur Gründung eines Joint Ventures im Gas Measurement Business. Trotz erheblicher rechtlicher Beschränkungen und zeitlicher Herausforderungen gelang es dem Team, innerhalb von neun Monaten eine erfolgreiche Integration durchzuführen.
Gliederung und Aufbau des Vortrags
Projektkontext und Herausforderungen - Vorstellung der Endress+Hauser Gruppe als "People for Process Automation" mit 17.000 Mitarbeitern weltweit - Entstehung der strategischen Partnerschaft mit SIG AG ab Oktober 2023 - Rechtliche Rahmenbedingungen und deren Auswirkungen auf die Projektdurchführung
Projektumfang und Komplexität - Integration von 800 Mitarbeitern aus ursprünglich 20, später 42 Ländern - Parallele Gründung eines Joint Ventures mit weiteren 730 Mitarbeitern - Migration von ECC auf S4 HANA bei komplexer SAP-Systemlandschaft
Training-Strategie und Umsetzung - Entwicklung eines Key-User-Konzepts mit 200 Key-Usern - Erstellung von Learning Journeys für verschiedene Rollen - Einsatz von SAP Enable Now für Simulationen und E-Learning-Content
Kernaussagen des Vortrags
Rechtliche Beschränkungen als größte Herausforderung: "Alles war hochvertraulich. Keiner durfte über irgendwas reden... es war strikt untersagt, die neuen Kollegen vor Tag 1 anzusprechen."
Bedeutung der Unternehmenskultur: "Wir sind ein Familienunternehmen... das ist ein Riesenvorteil, wenn man nicht DAX notiert ist und sowas macht, dann kann man auch tatsächlich ein Stück weit den Menschen mal in den Mittelpunkt stellen."
Erfolg durch Fokussierung: "Die ganze Firma, diese ganzen 17.000 Hanseln... waren konzentriert darauf, diese 800 Menschen an Bord zu nehmen... wir hatten Executive Board Attention auf Tagesbasis."
Key-User-Konzept als Lösung: "Ein Key-User kann ungefähr zehn End-User betreuen... das sollte dann auch langfristig in der Hypercare-Phase auch noch eine weitere Betreuung stattfinden."
Pragmatischer Ansatz bei fehlenden Informationen: "Wir haben mit ganz vielen Annahmen gearbeitet... wir wussten ungefähr zu einem bestimmten Zeitpunkt, ja, da sind so um die 100 in Deutschland... aber was wir nicht wussten ist, was kommt denn da?"
Offene Fragestellungen
- Sprachbarrieren: Wie kann man Blue-Collar-Mitarbeiter in verschiedenen Ländern effektiv in ihrer Muttersprache trainieren?
- Rollenabgrenzung: Wie ordnet man Jobtitel aus Fremdsystemen den eigenen Unternehmensrollen zu, wenn diese "total anders" heißen?
- Skalierbarkeit: Wie kann ein Training-Konzept bei unbekannter Zielgruppe und Skills der neuen Mitarbeiter entwickelt werden?
- Kapazitätsmanagement: Wie bewältigt man die Überlastung kleiner Büros, die plötzlich doppelt so viele Mitarbeiter betreuen müssen?
Handlungsempfehlungen
Frühe Vorbereitung trotz Beschränkungen: - Aufbau von Awareness und Offenheit bei bestehenden Mitarbeitern - Etablierung von Coaching- und Buddy-Systemen zur Angstreduzierung - Nutzung bestehender Communities und Strukturen für die Integration
Key-User-Konzept implementieren: - Nominierung von etwa einem Key-User pro zehn End-User - Intensive Vorab-Schulung der Key-User zwischen Oktober und Dezember - Langfristige Betreuung über die Hypercare-Phase hinaus
Technologie-gestützte Lösungen: - Einsatz von SAP Enable Now für Simulationen bei fehlendem Systemzugang - Erstellung von E-Learning-Content für Grundlagen-Trainings - Nutzung von Teams Channels für kontinuierliche Kommunikation
Strukturierte Learning Journeys: - Zweiteilige Aufteilung: Allgemeine Onboarding-Trainings gefolgt von System-Prozess-Trainings - Prozestrainings vor System-Trainings zur Vermittlung des End-to-End-Verständnisses - Optionale E-Learning-Module für unterschiedliche Vorerfahrungen
Monitoring und Support: - Klare Kommunikationsstrategie zwischen End-Usern und Key-Usern - Ticket-System für IT-Probleme mit schneller Bearbeitung durch Projektteam - Tracking des Support-Volumens zur frühzeitigen Problemerkennung
Das Projekt demonstrierte eindrucksvoll, wie durch strategische Planung, pragmatische Lösungsansätze und konsequente Fokussierung auf die Menschen eine erfolgreiche Integration auch unter schwierigsten Rahmenbedingungen gelingen kann.