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Definitionen

Definitionen

Was versteht ihr unter Communities? Stellt diese Frage 10 Personen, und ihr bekommt 15 verschiedene Antworten. Vielleicht stimmen die Zahlen in dieser Zuspitzung nicht ganz, aber Fakt ist: Mit Communities und Community Management können noch viele wenig anfangen. Oder ihre Konnotationen sind unscharf. Und natürlich hält auch die Fachliteratur unterschiedliche Definitionen bereit oder nutzt verschiedene Systematiken und Terminologien, um Community-Typen voneinander zu differenzieren.

Wer Communities in Unternehmen einführen will, muss Begrifflichkeiten rund um Communities überlegt einsetzen. Denn letztlich wird er oder sie auf viele Menschen in allen Führungsebenen treffen, bei denen “Communities” mit unterschiedlichen Vorstellungen verbunden sind. Wir geben im Folgenden einen kleinen Überblick über die gängigen Begrifflichkeiten in der Fachliteratur und legen dar, welche Begriffe wir im lernOS Community Management Guide verwenden. Im Anhang könnt ihr euch die erwähnten Definitionen verschiedener Quellen ausführlich anschauen.

Communities in der Fachliteratur

Einige Begriffe für Communities und ihre speziellen Ausformungen im Unternehmen, auf die wir uns immer wieder beziehen, kommen aus der Fachliteratur von Richard Millington, Etienne und Beverly Wenger-Trayner sowie Gartner. Die Typisierungen weisen Überschneidungen auf, gleichzeitig auch unterschiedliche Schwerpunktsetzungen und Perspektiven.

Richard Millington unterscheidet Communities in erster Linie nach den Inhalten, die jeweils für Zusammenhalt und Beziehungsinteresse sorgen (Quelle Millington):

  • Community of Interest - Communities von Menschen, die ein gemeinsames Interesse teilen.

    Vielleicht die bekannteste Community-Form. Gemeinsame Interessensgebiete können alles sein, von Fernsehsendungen, die Liebe zu seltenen Münzen oder eine Vorliebe für Schwerter. Verbindend ist hier die Leidenschaft fürs Thema.

    Interne Anwendungsfälle: Gamer-Community, Vegane Community, Foto-Community, Visual Thinking Community, Lauftreff

  • Community of Action - Communities von Menschen, die Veränderungen bewirken möchten.

    Aktions-Communities setzen sich im weitesten Sinne dafür ein, die Welt zu verändern. Dazu gehören die meisten gemeinnützigen und politischen Community-Initiativen. In unternehmensinternen Communities kann das Ziel der Veränderungsinitiative das Unternehmen oder ein bestimmter Arbeitskontext sein. Viele andere Arten von Communities entwickeln sich im Laufe der Zeit immer mehr zu einer aktivistischen Kraft, die sich für ihr Thema einsetzt.

    Interne Anwendungsfälle: Botschafter-Community, Diversity-Community, Postkoloniale Community (Veränderung der Entwicklungsarbeit (GIZ)), “Let’s Du it” Community (interner Kulturwandel)

  • Community of Circumstance - Communities von Menschen, die durch externe Situationen oder Ereignisse verbunden sind.

    Die bestimmte, verbindende Lebenssituation stiftet hier Sinn und Zusammenhalt. Hierzu zählen die meisten Gesundheits-Communities, LGBTQI-Gruppen und andere, die aus einem gemeinsamen Eigeninteresse heraus angetrieben werden. Diese Communities sind oft sehr stark. Die Überschneidungen zu Communities of Action sind fließend.

    Interne Anwendungsfälle: Alleinerziehende-Community

  • Community of Place - Communities von Menschen, die durch gemeinsame geographische Grenzen verbunden werden.

    Eigentlich die ursprünglichste, vor-digitale Form der Community. Hier stiftet der Standort Zusammenhalt - die Zugehörigkeit zu einer Nachbarschaft, Gemeinde, Stadt, Region etc.

    Interne Anwendungsfälle: Standort-Community

  • Community of Practice - Communities von Menschen, die gemeinsam Themen und Arbeitspraxis weiterentwickeln möchten.

    Diese Communities setzen sich aus Mitgliedern zusammen, die ähnliche Tätigkeiten ausüben oder durch thematische Überschneidungen verbunden sind. Beispielsweise eine Community, die auf einem Job- oder Aufgabenprofil basiert. Der häufigste Anwendungsfall bei geschäftsorientierten Communities.

    Interne Anwendungsfälle: Communities zu Rollen (z.B. "Scrum master") oder Themen (z.B. "Artificial Intelligence"), Fachcommunities

Wenger-Trayner dagegen trifft Unterscheidungen in erster Linie auf Basis der Formalität, zeitlichen Bestimmtheit und der Treiber des Wunsches nach Zusammenarbeit. Er unterscheidet folgende zentrale Arten vernetzten Arbeitens und Lernens (Quelle Wenger):

  • Netzwerk- Informeller Austausch von Geschäftsinformationen. Stärkung von Beziehungen und Zusammenhalt.

    Informelle Netzwerke bilden die Summe der zwischenmenschlichen Verbindungen einer Person innerhalb einer Organisation ab. Sie verbinden Personen mit anderen Teams und Einheiten. Netzwerke entstehen häufig informell und entziehen sich der Sichtbarkeit. Mitglieder kommen anlassbezogen zusammen, etwa bei Netzwerk-Events. Sie verfolgen dabei vorwiegend individuelle Interessen (Job-Angebot, Auftrag, Kontaktvermittlung etc.). Organisierte Community-Events dienen oft genauso sehr der offiziellen Themenentwicklung wie dem informellen Netzwerken. Interne Anwendungsfälle: Job-sharing-Community, Berufliche Netzwerke, Jahrgangsgruppen, Alumni-Netzwerke - Formale Arbeitsgruppe oder Projektteam - Lieferung eines Produkts oder Services, bzw. Erfüllen einer spezifischen Aufgabe

    Zweckbestimmte, interdisziplinäre, cross-divisionale Gruppe, die mit einer gemeinsamen Aufgabenstellung betraut ist. zu arbeiten. Oft für einen konkreten Anlass aufgesetzt, mit klarer Arbeitsteilung. Interne Anwendungsfälle: Kommen intern häufig vor. Sind, anders als Communities of Practice, auf Zeit angelegt. Können Teil einer Community sein.

  • Community of Practice - Gruppe von Personen mit einem gemeinsamen Interesse, die durch regelmäßige Interaktion voneinander lernen

    Wengers ursprüngliche Definition von Communities of Practice greift vier Kernelemente auf: Gruppen von Menschen, Leidenschaft für die Weiterentwicklung eines Themas, Lernen sowie regelmäßige Interaktion. Sie beschreibt damit in wenigen Worten gut, was Communities of Practice im Wesentlichen ausmacht. Er definiert innerhalb des Rahmens Community of Practice verschiedene Ausrichtungen. Erstens die “Helping community”, in der sich Mitglieder gegenseitig mit alltäglichen Fragestellungen unterstützen. Zweitens die “Best Practice Community”, die für die Verbreitung von Good Practice, Guidelines und Strategien sorgt. Drittens “Innovation-Communities”, bei denen der Fokus auf Ko-Kreation liegt. Sowie viertens “Knowledge Stewarding Communities”, die Wissen kuratieren, aufbereiten und verfügbar machen. Die meisten Communities tun all das, und noch mehr, wenn auch oft in unterschiedlichen Ausprägungen. Interne Anwendungsfälle: Fachcommunities, Innovations-Communities, Community Manager Community

Welche Begriffe verwenden wir im Guide?

  • Community: Communities sind Gruppen von Menschen, die gemeinsame oder einander ergänzende Interessen haben. Im Zusammenkommen und Interagieren sehen sie eine Möglichkeit, geteilte und individuelle Ziele zu erreichen. Im Zentrum der Community stehen immer die Aktivitäten und Beziehungen der teilnehmenden Menschen, auch wenn diese Menschen sich schwerpunktmäßig über eine Online-Plattform organisieren oder entsprechende digitale Kanäle nutzen. In der Praxis werden oft sehr erfolgreich verschiedene Interaktionsplattformen oder -Kanäle kombiniert. So etwa, wenn sich eine Online-Community zu einen physischen Community-Event trifft. Eine Online-Community-Plattform ohne Aktivitäten ist keine Community.

  • Community Management: Community Management ist die Bezeichnung für alle Methoden und Tätigkeiten rund um Konzeption, Aufbau, Leitung, Betrieb, Betreuung und Optimierung von virtuellen Gemeinschaften sowie deren Entsprechung außerhalb des virtuellen Raumes. Unterschieden wird dabei zwischen operativen, den direkten Kontakt mit den Mitgliedern betreffenden, und strategischen, den übergeordneten Rahmen betreffenden Aufgaben und Fragestellungen (Quelle: BVCM 05.2010).

  • Community of Practice (CoP): Communities of Practice (CoP) sind Gruppen von Personen mit einem gemeinsamen Interesse, die durch regelmäßige Interaktion voneinander lernen (nach Wenger-Trayner).

  • (Virtuelles oder hybrides) Team: Individuen, die für eine gemeinsame ständige Aufgabenstellung oder ein Projekt zusammenarbeiten. In der Regel sind Teams Einheiten der formalen Organisation, mit einem formalen Arbeitsauftrag und formaler Arbeitsteilung. (Wenger: Arbeitsgruppe, Projektteam) Die Praxis von Communities für interne Teams beschreibt die Definition von Katharina Krentz von Bosch: “Eine Online Community ist zudem eine virtuelle, themenbasierte Arbeitsumgebung, die Teams mit gleichen Interessen und Aufgaben eine Heimat bieten kann. Hier kann mit verschiedenen Funktionen effizienter an einem Thema zusammengearbeitet werden, als klassisch per E-Mail. Alle Informationen sind zentral an einem Ort verfügbar und können überall von jedem Device bearbeitet werden.”

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